Harald Jacobsen lässt in „Fehlende Erinnerungen“ in Büdelsdorf ermitteln. Es ist der zweite Krimi des Autors aus der Kanalregion. Die Spannungsbogen und Detailgenauigkeit wurden von Testlesern geprüft. ◾️
Manchmal ist die Situation im Buch viel besser als in der Realität. Denn tatsächlich gibt es in der Kanalstadt Rendsburg keinen Staatsanwalt. Doch ein Krimi ohne den öffentlichen Anklage-Vertreter – das geht gar nicht, sagt sich Harald Jacobsen. Darum schuf er die Figur des Clemens Wolter. Dieser ermittelt gemeinsam mit Esther Helmholtz in „Fehlende Erinnerungen“ dem zweiten Rendsburg-Krimi des Autors aus Hohenwestedt.
Harald Jacobsen hat also Wort gehalten, als er Ende 2009 bei der Vorstellung des ersten Krimis aus Rendsburg versprach, jährlich ein weiteres Buch vorzulegen, das in der Kanalstadt spielt. Doch der Autor hat den Wirkungskreis seiner Protagonisten erweitert: Sie erhalten Ermittlungshilfe von einer hübschen Polizistin aus Büdelsdorf. Und die Spuren der Vergangenheit reichen bis nach Sehestedt und zum Gut Steinwehr. „Jeder erlebt Verbrechen, aber er bemerkt sie nicht“, sagt Jacobsen über den psychologischen Plot seines neuen Buches. „Das schwere Verbrechen wie Geiselnahme gibt es beim ’Tatort’“, meint er. „Hier geschieht das weniger auffällige Verbrechen.“ Das muss aber nicht weniger spannend sein.
Details genau geprüft
Bei seinem zweiten Buch hält sich Harald Jacobsen wieder streng an die Realität – von kleinen „Verbesserungen“ wie der Einführung eines Staatsanwaltes einmal abgesehen. Bevor er einen Ort namentlich erwähnt, holt er die Genehmigung des Besitzers ein.
Im Falle vom Himbeerhof Steinwehr hatte er Kontakt zu dem Hamburger Reeder E.P. Komrowski, der das Gut verpachtet hat. Komrowski ließ sich am Telefon alles sehr genau erklären und gab dann sein Okay. Genau wie Norman Grenda von der „Alten Markthalle“ in Rendsburg. Beim Anfangs-Tatort musste Jacobsen allerdings auf die Namensnennung verzichten. „Negativ erwähnt werden möchte niemand“, zeigt er Verständnis. Und betont: „Aufklärungsromane sind nicht mein Ding. Ich will gute Unterhaltung liefern. Und die Menschen sollen sich wieder finden.“
Damit Spannungsbogen, Ortsbeschreibungen aber auch kriminalistische Details stimmen, hatte der Autor versierte Testleser. Von Irmgard Schnoor sagt er: „Sie kennt jeden Krimi, prüft, ob die Handlung spannend und logisch ist.“ Wenn sie fest stellt, „eine Frau würde sich so nicht verhalten“, dann muss er nachbessern. Ulrike Dietrich versorgt den Mann am Schreibtisch mit Recherchedetails in Sachen Justiz. Und Marco Neumann achtet kritisch auf Details. „Es ist hilfreich, wenn man solche Unterstützung hat“, freut sich Jacobsen. Und da sein erster Krimi gut in Rendsburg und Umgebung und auch bei Buten-Rendsburgern an kam, wird Staatsanwalt Clemens Wolter auch weiterhin zu tun haben.
Harald Jacobsen, „Fehlende Erinnerungen“
262 Seiten, 9.90 Euro, Hopf Verlag, VÖ 21. Mai 2010