Dreharbeiten zu einem Krimi-Projekt
Eine ganz neue Erfahrung – für alle. Für den Autor, für die Jugendlichen und für die Rendsburger Streetworker. „B-Side – Wenn das Leben dich f….“ heißt der Krimi des Hohenwestedter Schriftstellers Harald Jacobsen. Ein Buch, das weit mehr als ein Krimi ist. Dazu gibt es auch einen Film, gedreht von Jugendlichen der Stadt. Ein ganz besonderes Rendsburger Projekt.
Wie alles anfing
Harald Jacobsen („Offene Rechnungen“, „Fehlende Erinnerungen“) wollte seinen dritten Rendsburg-Krimi in der Jugendszene spielen lassen. Der Streetworker Stephan Mohr wollte mit den Jugendlichen des Jugend-Service-Büros einen Film über die Thematik Drogen drehen. Dann kamen sie zusammen: B-Side heißt das Projekt, bei dem Film und Buch die gleiche Geschichte erzählen, aber dennoch jedes Werk für sich steht. „Wir haben ein Projekt entwickelt, das es so noch nicht gibt“, betont Harald Jacobsen. „Ein totales Crossover“, ergänzt Streetworkerin Andrea Wieczorek.
Nah-Aufnahme
„Drehort“ verkündet das Schild in großen Lettern. Es hängt in der hintersten Ecke im Parkhaus am Bahnhof. „Ruhe“, brüllt jemand. Stephan Mohr steht hinter der Kamera. Ein paar Requisiten werden arrangiert. Hier im Parkhaus mit den Graffitiverzierten Wänden hat „Murmel“ sein Lager aufgeschlagen, ein Obdachloser. Im wirklichen Leben arbeitet der 46-Jährige bei der Pflege LebensNah in Mastbrook und will zeigen, „dass in Obdachlosen mehr drin steckt als eine Alkoholfahne“.
Das Anliegen
B-Side (gesprochen biezeid) steht für die B-Seiten des Lebens und der Stadt. Die Übersetzung des englischen Begriffs „beside“ bedeutet: daneben, neben sich stehen, die Perspektive wechseln. „Wir möchten auf diese Weise ein anderes Bild von Rendsburg skizzieren“, ist die Intention der Streetworker Stephan Mohr und Andrea Wieczorek sowie des Schriftstellers Harald Jacobsen. Auf ganz authentische Art und Weise und mit einer Wortwahl, die für die Szene typisch ist. Darum lautet der komplette Titel auch: „B-Side: Wenn das Leben dich f…t!“. Handlung, Dialoge und Musik stammen von den Jugendlichen. Auch bei der Arbeit am Buch waren die Jugendlichen aus den sozialen Brennpunkten entscheidend beteiligt (siehe Interview mit Harald Jacobsen).
Die Geschichte
Erzählt wird die Geschichte von Thorben. Er zieht mit seiner alkoholabhängigen Mutter von Hamburg nach Rendsburg. Dor wollen sie ein neues Leben beginnen. Doch das ist schwieriger, als gedacht. Thorben wird wieder ins Drogenmilieu hineingezogen. Zahlreiche Rendsburger Orte (Bullentempel, Schrottplatz) sind die Schauplätze der Geschichte.
Die Musik
Thorben wird gespielt von Thorben Sieck (damals 20), der einen Hälfte des Rapper-Duos „Complex und Toomb“. Gemeinsam mit Tom Brates (damals19) hat er die Rap-Texte geschrieben. Die beiden hatten auch schon am „HipHopical“ mitgearbeitet, das die Streetworker zusammen mit Jugendlichen auf die Theaterbühne gebracht hatten. (Wer mehr wissen will findet Infos und Musik zum kostenlosen Download auf der Internetseite der beiden Rapper.)
Besonderheit
Die meisten Darsteller agieren unter ihren tatsächlichen Namen – im Film wie auch im Buch. Bis zu zwanzig Personen plus Statisten sind an dem Film-Projekt beteiligt. Die meisten Szenen werden am Set entwickelt. Die jungen Leute „sollen ihr eigenes Erleben und ihre Problemsicht in Bilder und Worte umsetzen“, erklärt Stephan Mohr. Andrea Wieczorek ergänzt, dass auf diese Weise Verhaltensweisen gefördert werden, die auch in anderen Lebenssituationen wichtig sind: Aufeinander eingehen, gegenseitige Verlässlichkeit, Geduld.
Das Ergebnis
Den Film darf man nicht mit professionellen Maßstäben messen. Denn er wurden von ambitionierten Amateuren produziert. Aber unter dieser Prämisse kann man sagen: Hut ab! Vor allem ist er ausgesprochen authentisch. Das hat auch viele Schüler ins Kino gezogen, als „B-Side“ mehrfach gespielt wurde.
Im Internet
Die Rendsburger Streetworker: „Das wilde Büro“ auf Facebook
Bücher von Harald Jacobsen
B-Side
Offene Rechnungen
Fehlende Erinnerungen
Der Ripper von Flensburg
Mörderische Nähe
Mordsregatta
Artikel über Harald Jacobsen
2009 Tatort am Kanal (Landeszeitung)
2009 Tatort Rendsburg – Eine Spurensuche (Landeszeitung)
2010 Der zweite Krimi vom Kanal (Landeszeitung)
2010 Interview: Großer Mut und böse Worte (Landeszeitung)