Rezension – Rüskamp, Neubauer:Tod am Strand

Bewertung: 5 von 5.

„Tod am Strand“ ist der erste Krimi von Arnd Rüskamp und Hendrik Neubauer – und eine Liebeserklärung an den Norden, besonders zu Eckernförde.

Namen, so viele Namen. Am Anfang machen es Arnd Rüskamp und Hendrik Neubauer ihren Lesern nicht einfach. Vor allem nicht, wenn diese ein schlechtes Namensgedächtnis haben. Doch davon sollte sich niemand abschrecken lassen. Erstens gibt es am Ende dieser Rezension eine Liste mit den wichtigsten Personen. Und zweitens nimmt der Küsten-Krimi nach einer Weile richtig Fahrt auf.

Obwohl: Warum eigentlich Küsten-Krimi, wie es unter dem Titel steht? Okay, der Mord geschieht am Strand von Aschau bei Eckernförde und die Stadt an der Ostsee spielt auch eine wichtige Rolle, denn hier hat der ermittelnde Kommissar Hans Rasmussen seine Dienststelle und isst gerne mal ein Eis am OIC (Ostsee-Info-Center). Aber das Opfer, der Angeltouren-Anbieter Lars Martens, wohnt in Sehestedt und wird auf dem Friedhof von Borby beerdigt. Rasmussen macht Abstecher nach Kiel (Ikea) und Fanö (Verdächtige verhören) und in Hamburg speisen Rasmussen und seine Freunde in der „Bullerei“ von Tim Mälzer.

Jede Menge Lokalkolorit

Dieses zeichnet die Regional-Krimis aus dem emons-Verlag aus, in dem auch gestandene schleswig-holsteinische Autoren wie Hannes Nygaard publizieren. Eine gute Adresse für einen Premieren-Krimi. Denn sowohl Arnd Rüskamp als auch Hendrik Neubauer haben zwar eine journalistische Ausbildung und schon geschrieben – aber keinen Krimi.  Neubauer ist gebürtiger Hamburger, wuchs in Trittau auf, hat in Kiel studiert und verdient sein Geld heute als Kommunikationsberater. Rüskamp stammt aus Essen, hat viele Jahre beim WDR moderiert und ist (laut Klappentext) heute in erster Linie Ehemann und Vater. Beide Autoren verbringen mehrere Wochen oder Monate im Jahr im Norden. Das heißt, sie  kennen genau, was sie beschreiben. 

Abstecher nach Sehestedt

„Sie passierten die ersten Häuser von Sehestedt. Margarete riskierte einen neugierigen Blick nach links und nahm die „Nutzkunst“ in kurzen Augenschein. Vor der Scheune eines Hofes lockte allerlei Nützes und solches, was man dafür halten könnte. Margarete Brix riss sich vom inneren Kaufimplus los“, heißt es beispielsweise an einer Stelle. Zum Stöbern in dem Sammelsurium aus Nippes und extravaganten Holzarbeiten hat Margarete Brix auch keine Zeit. Denn die Eckernförder Gerichtspräsidentin a.D. hat einen Mord aufzuklären. Und das Opfer wohnte in dem Ort am Kanal. 

Die Suche nach dem Täter ist kompliziert. Da es keine direkten Hinweise gibt, werden sowohl der Konkurrent des Opfers als auch dessen Ehefrau unter die Lupe genommen, wird in der Swinger-und Sado-Maso-Szene ermittelt – allerdings sind diese Beschreibungen wohltuend sachlich.

Dann gewinnt die Erzählung an Fahrt, das Ermittler-Team gewinnt immer mehr an Konturen – ein ungewöhnliches Gespann, denn Hans Rasmussen ist knapp 44, seine mütterliche Freundin Margarete Brix an die 70.

Von beiden existieren übrigens Zeichnungen auf der Internet-Seite. Auch ein „Ecktown“-Lied gibt es. Und er im Buch beschriebene „Gumm-Prix“ (ein Rennen von Gummi-Booten) soll in diesem Sommer zum ersten Mal in Eckernförde ausgetragen werden.

Der Krimi ist mehr als ein Buch. Fast schon ein multimediales Ereignis.

Und das Buch eine Liebeserklärung an den Norden: „Die Ostsee inspirierte sie, gab ihr Halt und Lebenslust. Sie war Heimat, ein sicherer Hafen, sie war aber auch Verheißung, ein ewig wiederholtes Versprechen, der nächste Tag könne ein neues Abenteuer bringen.“

Fazit

Der Erstling ist ihnen sehr gut gelungen. Ihr Ermittler-Team ist unkonventionell und sympathisch. Und jede Zeile offenbart ihre Liebe zur Region.

Arnd Rüskamp & Hendrik Neubauer, „Tod am Strand“

336 Seiten, 10.90 Euro, emons Verlag, VÖ 16. April 2013

PERSONEN

> Hans Rasmussen – feiert in Kürze seinen 44. Geburtstag,  Hauptkommissar in Eckernförde, wohnt  in einem Appartement der „Schlei-Terrassen“ in Missunde, liebt Musik und Marlene
> Margarete Brix, mütterliche Freundin von Hans Rasmussen, über 70 Jahre alt, Gerichtspräsidentin a.D., lebt im Ykaernehus in Eckernförde
> Die Knilche – wie Margarete ihre Renter-Gang-Freunde aus dem Ykaernehus bezeichnet
> Jörn Jensen, der Räusper-Künstler, hilft auf der Fähre Missunde aus, denn er hat zwei Ex-Frauen und eine behinderte Enkelin und ist Fahrer eines BMW-Motorrades>Der dicke Friedrich Fiete Burmester, Ex-Bauunternehmer und Auto-Fan (hat verschiedene Exemplare in der Tiefgarage stehen)
> Eike, Ex-Polizist aus Eckernförde und jetzt Inhaber von Hanse-Security in Hamburg, ehemaliger Partner und guter Freund von Hans Rasmussen
> Dr. Amos Wiesel, Pathologe aus Kiel, guter Freund von Hans Rasmussen und Eike
> Marlene, Lehrerin, Organisatorin des Gumm-Prix und langjährige ... Freundin? Geliebte? und „Traum seiner schlaflosen Nächte“ von Hans Rasmussen
> Lars Martens, 38, betreibt ein Geschäft mit Angeltouren in Eckernförde und führt ein ausschweifendes Sexualleben. Wird tot am Swingerstrand von Aschau gefunden, mit roten Bändseln auf die Haube seines Toyota Pick-Up gebunden
 > Birte Martens, verheiratet mit Lars, schwanger und nun Witwe, gute (Kumpel-)Freundin von Hans aus Jugendtagen, wohnt in einem Resthof im Kirchenweg in Sehestedt mit schicker Inneneinrichtung. Hat eine schwere Jugend gehabt. 

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