Wilhelm Kock, Besitzer einer Hühnerfarm mit zigtausenden Tieren, liegt erschlagen auf dem Grab seiner ersten Frau. Kommissar Hufeland und Kripo-Azubi Kuczmanik ermitteln in der kleinen westfälischen Gemeinde Vennebeck. Im Grunde hatten alle Dörfler ein Motiv für den Mord, denn ganz Vennebeck stöhnt seit Jahren wegen des Gestanks und der Umweltbelastungen durch die Farm. Jetzt, da Kock tot ist, hoffen alle auf ein Ende der Hühnerhölle. Doch die Apokalypse steht Vennebeck erst noch bevor … (Verlagsinfo)
Eigentlich wollte ich nur mal in den Buch blättern, das da druckfrisch auf meinem Tisch gelandet war. Aber dann las ich mich fest: Mit Wortwitz und einem tierischen, wenn auch unappetitlichen Plot fesselte mich Herbert Beckmann ab der ersten Zeile.,
Tathergang: Auf dem Friedhof von Vennebek wird ein Toter gefunden. Nicht irgendein Toter – sondern der Hühnerbaron Wilhelm Kock. In dem westfälischen Dorf betreibt er die „Hühnerhölle“ – eine Mastfarm, die den Bewohnern im wahrsten Sinne des Wortes stinkt. Oder mit anderen Worten: Sie sind stinksauer. Und damit hat fast jeder Dörfler, von denen noch dazu etliche mit dem verhassten Hühnerbaron verwandt sind, ein Tatmotiv.
Dieser Fall stinkt zum Himmel
Tatort: Hühnerhöllen wie die beschriebene gibt es an verschiedenen Orten. Ob nun auch in Westfalen, ist nebensächlich. Auf jeden Fall hat Herbert Beckmann ein aktuelles Thema als Hintergrund für seinen Krimi verwendet, ohne die Tierschutzproblematik zu sehr zu strapazieren. Aber es gibt einige Szenen aus dem Mastbetrieb, die lassen dem Leser den Appetit auf Hühnerfleisch vergehen. Auch die dörfliche Gemeinschaft, die Mischung aus Zusammenhalt und Hass, lässt sich in vielen Regionen finden. Auch sie wird nicht zu sehr in den Mittelpunkt gestellt.
Ermittler
Fast scheint es, als nähme Beckmann seine Kriminalisten nicht ganz ernst: Kevin Kuczmanik heißt der Kripo-Azubi. Schon dieser Name! Und dann ist er dick, intelligent und assexuell. Eine erfrischend ungewöhnliche Figur. Kommissar Hufeland ist mit seinem Prostata-Leiden und Frauenproblemen dagegen eher herkömmlich. Allerdings ist es mutig, einen Mann mit „Schmerzen zwischen seinen Beinen“ in die Ermittlungen zu schicken.
Wortspiele
Wie schon erwähnt sind es Wortwitz und Wortspiele, die diesen Krimi auszeichnen. Schon der Name des Hühnerbarons hat seinen Sinn: Kock = cock (engl.) = Hahn.
Auch die Bilder bei den Beschreibungen sind sehr passend:
Die Neubauten sind gesäumt von „kniehohen Sträuchern mit kugelrunden, immergrünen Köpfen und Rasenflächen mit Bürstenhaarschnitt“. Und Beckmann nimmt aufs Korn, was er selbst geschrieben hat: Das Genre der Regio-Krimis.
Titelbild: Ob man in der Hühnerhölle eine Harke braucht, ist ungewiss. Aber die Bildaussage passt zum Thema.
Fazit
Guter Plot, unerwartetes Ende. Gerne mehr von diesem Autor.
Herbert Beckmann, „Hühnerhölle – Ein Krimi aus der Provinz“
273 Seiten, 9.99 Euro, gmeiner, VÖ 1. Juli 2013