Ein spannendes Kapitel walisischer Geschichte ◾️
Die Lesereise führt zur Halbinsel Llyn im Norden von Wales. Protagonistin ist die 35-jährige Lilian Gray, die ihr Café aufgeben musste und vor dem Nichts steht. Überraschend erbt sie ein Pilger-Cottage auf der Halbinsel, vorausgesetzt, sie betreibt es seinem Zweck gemäß. Lili fühlt sich hier sofort heimisch – denn auch in dieser Geschichte gibt es eine Verbindung zur Vergangenheit. Diese führt ins 7. Jahrhundert. Es ist die Geschichte der Druidin Lileas, die dem Mönch Cadeyrn mit ihren Heilkünsten das Leben rettet. Er ist nach dem Massaker im Kloster Bangor am Dee mit einigen anderen Mönchen geflohen. Auf der Insel Bardsey (Insel der 20 000 Heiligen genannt) finden diese Unterschlupf. Von ihrem Garten aus blickt Lili direkt auf die Insel, die am Ende der Landspitze Uwchmynydd liegt. Aber dann gibt es Vorfälle, die Lili daran zweifeln lassen, dass sie im Ort willkommen ist.
Lokalkolorit / Historie
Es ist ein für viele sicherlich unbekanntes Kapitel walisischer Geschichte, das Constanze Wilken sich für ihr Werk ausgewählt hat. Sie beleuchtet eine Zeit, in der die römisch-katholischen Priester den alten keltischen Glauben und die Druiden mit Gewalt bekämpften. Das Massaker im Kloster Bangor-on-Dee hat es tatsächlich gegeben, der angelsächsische König Æthelfrith of Northumbria ordnete es an, der Schriftsteller Sir Walter Scott schrieb eine Ballade darüber. Allerdings ist es nicht ganz einfach, im Web Informationen dazu zu finden. Hier einige Quellen, einige auch auf Englisch:
In ihrem Nachwort erläutert Constanze Wilken einiges zu den Hintergründen, und das ist gut so, weil diese für die meisten Leser*innen gänzlich unbekannt sein dürften.
Sehr authentisch sind auch viele Bezeichnungen: Da ist vom Skapulier die Rede (einem Kleidungsstück), wird der Heilige Don angerufen, wird der Clas erwähnt. Manchmal erschließt sich die Bedeutung aus dem Kontext, manchmal tappt man aber auch im Dunkeln.
Fazit
Ein interessantes Buch, aber streckenweise nicht ganz einfach. Das liegt zum einen an den keltischen und schwer zu merkenden Namen, zum anderen zu unbekannten Begriffen, die oftmals nicht erläutert wären. Ein Register zum Nachschlagen, auch mit Anmerkungen zu den Orten oder historischen Ereignissen, hätte das Verständnis sehr erleichtert. Auch die (unbekannten) historischen Ereignisse nachzuvollziehen, fällt nicht immer leicht. Auf der anderen Seite es das große Plus des Romans, sich dieser Ereignisse anzunehmen.
Constanze Wilken, „Das Erbe von Carreg Cottage“
480 Seiten, 9.99 Euro, Goldmann TB, VÖ 13. Februar 2017