Rezension – Lena Johannson: Haus der Schuld

Bewertung: 3 von 5.

Nach einem Dachbodenfund führt eine Suche von einem Gut in Ostholstein bis nach Ostafrika – und wirft einen Blick auf die Kolonialzeit und die Vorurteile jener Zeit.


Von Ostholstein nach Ostafrika

Amali muss den Nachlass ihres Vaters ordnen. In seiner Hamburger Wohnung stößt sie auf Briefe, „deren Tinte auf gelblichen Bögen bereits deutlich verblasste“. Der Ton ist feindselig, unterschrieben von einem von Eichenbaum. In einem anderen Brief kündigt ihr Urahn Alexander seinen Freitod an. Aber der war ihres Wissens mit seiner Frau Wilhelmina nach Ostafrika ausgewandert. Was hat es mit der Familie von Eichenbaum auf sich? Amali beginnt zu recherchieren. Die Spuren führen zu einem Gut in Holstein, auf dessen Gelände das Försterhaus liegt, dass ihr Vorfahr im Spiel verloren hat. Schließlich reist so sogar nach Afrika. In Rückblenden erfahren die Leser, was damals geschehen ist. 

Lokalkolorit

Das Gut in Ostholstein, auf dem das Försterhaus von Amalis  Vorfahren liegt, ist zwischen Oldenburg und Neustadt angesiedelt. Hier und in Hamburg spielt allerdings nur ein kleiner Teil der Geschichte. Haupthandlungsort ist Deutsch-Ostafrika, „das doppelt so groß war die das alte Deutsche Kaiserreich“. Es umfasste die heutigen Länder Tansania, Burundi und Ruanda sowie einen kleinen Teil von Mosambik. Es lebten und leben dort verschiedene Stämme mit unterschiedlichen Sprachen – was von der Autorin gut thematisiert wird. Ebenso wie die deutsche Überheblichkeit und Ignoranz. Zum Beispiel, wenn ein junger Deutscher erklärt: „Es ist ja nicht so, dass ich zum ersten Mal Neger sehe. … In Hamburg ist gerade ein Zoologischer Garten eröffnet worden. Dort habe ich mir eine Negerschau angeguckt. Fünf Stück hatten sie da.“

Fazit

Ich mag die Bücher von Lena Johannson. Warum mich dieses nicht so richtig in seinen Bann gezogen hat, kann ich nicht einmal genau sagen. Vielleicht, weil mir die Verbindung zwischen Ostholstein und Deutsch-Afrika zu konstruiert war. Vielleicht, weil es manchmal für meinen Geschmack zu lange dauerte, bis ein Thema auf den Punkt kam. Und die Beschreibungen der Personen zu stereotyp waren. Deswegen nur drei Sterne.

Die in Afrika spielenden Szenen sind jedoch überwiegend sehr eindrucksvoll, diese haben mich meist aus gefangen genommen. Dass hier ein Kapitel deutscher Geschichte behandelt wurde, dass nicht oft in historische Romane Einzug findet, ist ein großes Plus dieses Romans. Lena Johannson hat sich übrigens bewusst entschieden, die Bezeichnung Neger zu verwenden, weil diese im ausgehenden 19. Jahrhundert gebräuchlich war. 

Lena Johannson, „Haus der Schuld“

410 Seiten, 9.99 Euro, Knaur TB,VÖ 1.Dezember 2014

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