Rezension – Carolina Conrad: Mord an der Algarve

Anabela Silva ermittelt, Band 1 ◾️

Bewertung: 4.5 von 5.

Sieben Tote in vier Monaten. Allein drei aus einer Familie. Alle alt. Dennoch glaubt niemand im verträumten Hinterland der Algarve an einen Todesengel. Niemand, bis auf Anabela Silva, die gerade für eine Auszeit ins Land ihrer Eltern zurückgekehrt ist. Die Journalistin stellt Nachforschungen an – und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Dann geschieht ein Mord, an dem es keinen Zweifel gibt. Und Bela Silva wünscht sich, sie hätte nie eine Frage gestellt … (Verlagsinfo).

Eine sympathische deutsch-portugiesische Ermittlerin

Carolina Conrad ist das Pseudonym von Bettina Haskamp. Die Journalistin und Autorin lebt bereits seit einigen Jahren an der Algarve. Sie kennt den Schauplatz ihrer Krimis also bestens. Mit der Deutsch-Portugiesin Anabela Silva hat sie eine überaus sympathische Figur geschaffen, die sie mit dem Krimi „Mord an der Algarve“ einführt.

Die Algarve im Osten bei Cacela Velha. Foto: Sabine Sopha

Anabela Silva lebt in Hannover und vom Schreiben. Sie verfasst Kolumnen für Frauenmagazine. Aber zunehmend lustlos. „Heimlich träumte ich davon, nicht mehr als Autorin zu arbeiten, sondern wieder als Journalistin. Das hatte ich schließlich mal gelernt.“ * Ihre Eltern waren aus Portugal eingewandert, sie in Deutschland aufgewachsen und dort geblieben, als Vater und Mutter an die Algarve zurückkehrten. Doch nun ist sie von ihrem Ehemann geschieden und kann die halbleere Wohnung kaum ertragen. Da kommt ein Anruf ihrer Mutter gerade recht: Diese hat sich den Arm gebrochen und braucht Unterstützung. „Filha, Tochter. Als meine Eltern noch in Deutschland lebten, glaubten meine Freundinnen oft, das sei mein zweiter Name, weil meine Mutter mich so gut wie nie Anabela nannte. … und ich nenne sie Mae und Pai, Mutter und Vater.“

Vom Flughafen Faro führt die Fahrt an der Küste Richtung Osten. Hinter Tavira „dann auf die noch ziemlich neue Schnellstraße, die uns gen Norden brachte. Nach einigen Kilometern veränderte sich die Landschaft, wir fuhren in die Berge.“

Auffahrt zur Autobahn – und von dort in die Berge. Foto: Sabine Sopha

Bettina Haskamp lässt ihre Protagonistin aussprechen, was viele Reisenden bemerken werden, wenn sie denn einmal die Strandregion verlassen: „Die waren immer völlig überrascht, dass das Hinterland der Ostalgarve so hügelig ist. Und so schön. Es ist, als führe man in weniger als einer halben Stunde von einer Welt in die andere.“

Das Ziel ist Alcoutim, gelegen am Guadiana und mit Blick zum östlichen Nachbarn – denn der Fluss ist die Grenze zwischen Portugal und Spanien. Um in den Ort der Handlung zu gelangen, kann man die Schnellstraße nehmen oder die Landstraße wählen, die einem wunderschöne Ausblicke auf den Stausee von Odeleite und den Fluss gewährt (Tipp der Redaktion: absolut lohnenswert!). 

Der Stausee von Odeleite. Foto: Sabine Sopha

Auch Alcoutim ist einen Besuch wert. „Wo vor ein paar Jahren noch Autos die Ortsmitte zugeparkt hatten, war jetzt ein hübsch gestalteter Platz mit einem Brunnen, Wasserspielen und Bänken angelegt worden, umstanden von Laternen im Stil alter Gasleuchten, an den üppig bepflanzte Blumenschalen hingen.“ 

A via éuma ciaxinha de surpresas, das Leben ist eine Schachtel voller Überraschungen.“

Anabela Silva liebt portugiesische Sprichwörter.

Wer jetzt den Eindruck hat, es mit einem literarischen Reiseführer zu tun zu haben, irrt. Die Autorin streut diese Beschreibungen ebenso wie die portugiesischen Vokalen und Sprichwörter sehr geschickt und absolut unaufdringlich ein. Im Vordergrund steht immer die Geschichte – Anabelas Rückkehr und ihre Verwunderung über mehrere Todesfälle in den vergangenen Monaten in dem kleinen Ort. Auch wenn es sich um hochbetagte Bewohner handelte, erscheint ihr die Häufung merkwürdig. Um so mehr, als niemand auf ihre Fragen nach der Familie Alves eingeht.

Neugierige Helferin der Polizei

Sie kann ihre Neugierde nicht zügeln und versucht, einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen herzustellen – die allesamt als natürlich eingestuft werden. Doch dann wird ein deutscher Investor ermordet, die Polizei kommt ins Spiel und Anabela Kontakt zur Polizei. Deren Übersetzerin ist ausgefallen. Die neugierige Journalistin springt ein und begleitet fortan Kommissar Joao Almeida und seinen Partner Pinto. Ganz langsam entdecken sie eine Spur. An deren Ende Anabela aber gar nicht mehr so sicher ist, ob sie die Auflösung wirklich wissen möchte.

Fazit

Dieses Buch ist in mehrfacher Hinsicht ein Lese-Vergnügen: Der Fall ist spannend, die Erzählweise unterhaltsam, man lernt Land und Leute kennen, das portugiesische Lebensgefühle und nebenbei auch noch ein paar portugiesische Vokabeln. Also: Rundum empfehlenswert!

* Alle Zitate aus dem Buch „Mord an der Algarve“.

Mehr zu Bettina Haskamp alias Carolina Conrad

Carolina Conrad, „Mord an der Algarve“, Anabela Silva ermittelt (Ein Portugal-Krimi, Band 1)

288 Seiten, 9.99 Euro, rororo, VÖ 24. April 2018

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen