Zehn Autorinnen sorgten mit Spannung und Humor für aufregende Tage ◼️

Leichen pflasterten ihren Weg. Vor dem Hohen Arsenal war der Umriss eines Toten aufgezeichnet. Ebenso einen Tag später vor der „Kulturschlachterei“, so dass sogar die Polizei aufmerksam wurde. Die „Mörderischen Schwestern“ hatten zugeschlagen. An vier Tatorten und durch diverse „Kopfschüsse“ wurden die Rendsburger von Freitag bis Sonntag in Atem gehalten.
Die Täterinnen waren allesamt weiblich: Zehn Krimiautorinnen aus Schleswig-Holstein und von weiter her. Gisa Pauly sollte den Auftakt machen. Krankheitsbedingt musste die Autorin der Mamma-Carlotta-Krimis absagen. Doch da auch die übrigen Frauen Meisterinnen ihres Fachs sind, war der Ausfall der Bestseller-Autorin schmerzlich, aber wurde durch das Musikkabarett von Jutta und Thomas Wilbertz (Köln) bestens aufgefangen.
„Ihre Geschichten und Lieder sind schwarzhumorig bis ganz schön spannend. Und sie trifft immer die Pointe.“
Veranstalterin Anette Schwohl über Jutta Wilbertz
Eine Besonderheit der Ladies-Crime-Night ist der Ablauf. Sieben Autorinnen lesen jeweils sieben Minuten lang. Dann ertönt ein Schuss. Für den war Buchhändler Patrick Goeser zuständig. Der erste Schuss war zu leise, den zweiten kommentierte Anette Schwohl mit den Worten „Nicht schlecht, aber da geht noch was“. Regina Schlehecks Vortrag über eine putzwütige Ehefrau beendete dann ein gut hörbares „Peng“ und bei der Lesung von Ilka Dick aus Fockbek war der Schuss so laut, dass die rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörer erschreckt zusammenzuckten. Als Anja Marschall dann ihre Oma Lizzi ins Rennen schickte, hatte Goeser den Bogen raus.





Heike Denzau hat neben ihrer Polizistin Lyn Harms nun ebenfalls einen Privatdetektiv als Protagonisten („Nordseenebel“). Es sei keineswegs so, dass sie ihrer weiblichen Figur überdrüssig geworden sei, erklärte sie bei ihrer Lesung in der „Kulturschlachterei“.
Die Autorin aus Wewelsfleth hat auch eine humorige Seite, und die kann sie mit dem gutaussehenden Raphael Freersen ausleben.
„Es ist das erste Mal, dass ich aus der Sicht eines Mannes schreibe.
Und es bereitet mir sehr viel Spaß.„
Heike Denzau, Autorin

Außerdem bewies sei einen besonderen Sinn für Dramaturgie. Als es hieß: „Warum gehen Sie nicht zur Polizei?“ fuhr draußen für alle Anwesenden gut sichtbar im Schritttempo ein Polizeiwagen vorbei. Und als der Text lautete: „Er stand an der Reling der Uthlande….“ ertönte durch die geöffnete Tür durchdringendes Möwengeschrei. In das Gelächter hinein erklärte die Autorin: „Das habe ich extra bestellt“.





Im Rendsburger Stadtgefängnis konnten Besucherinnen und Besucher eine Henkersmahlzeit mit „Kopfschuss“ und Krimis genießen. Anette Schwohl, Initiatorin des 1. Rendsburger FrauenKrimiFestivals Redsburg freut sich über diesen ungewöhnlichen Ort.
Konsequenter Weise wanderten zwei Autorinnen und 30 Gäste hinter Gitter. Die Lesung im ehemaligen Stadtgefängnis war schnell ausverkauft gewesen. Neben Ilka Dick stellte sich hier Carola Christiansen vor. Die Frau aus Altona hat zwar erst zwei Krimis geschrieben, aber ist bereits Präsidentin der Organisation „Mörderische Schwestern“. Im Gespräch verriet sie, dass es gar nicht so einfach ist, einen Verlag für ein Buch zu finden.
Den Abschluss der dreitägigen Veranstaltungsreihe machten drei Autorinnen im Ratssaal des Alten Rathauses. Neben Ute Haese stellte Angelika Svensson, die schon mehrfach in Rendsburg zu Gast war, den fünften Fall von Lisa Sanders vor („Küstenzorn“), in dem es um Stalking geht. „Ich liebe Lost Places“, gestand sie. Einige spielen in dem Buch eine Rolle. Allerdings hat die Norderstedterin darauf verzichtet, die direkt zu betreten, sondern sich anhang von Google und Youtube informiert.
So erhielten die Besucher nicht nur Eindrücke von den aktuellen Werken, sondern auch in den Arbeitsalltag der Schriftstellerinnen. Zur Unterstützung der schreibenden Krimiautorinnen gibt es das Netzwerk der „Mörderischen Schwestern“, deren Präsidentin den Sinn und Zweck erläutert:
Zum Weiterlesen Heike Denzau: „Nordseenebel“ (Privatdetektiv Raphael Freersen) und „Tod in Wacken“ (Lyn Harms), beide Emons Verlag Angelika Svensson: „Küstenzorn“ und „Küstentod“ (Kommissarin Lisa Sanders), beide Knaur Sabine Weiß: „Finsteres Kliff“ (Liv Lammers ermittelt zum dritten Mal auf Sylt), Bastei Lübbe Ute Haese: „Heringshappen“ (Private Eye Hanna Hemlokk), Emons Anja Marschall: „Lizzis letzter Tango“ (Aufbau Taschenbuch) und die historische Reihe um Hauke Sötje (aktuell: „Verrat am Kaiser-Wilhelm-Kanal“, „Tod in der Speicherstadt“ (beide Emons) Ilka Dick: „Der stille Koog“ – die Ermittlerin ist gehörlos und trägt Cochlea-Implantate (Emons) Carola Christiansen: „Die rätselhafte Frau“ (Ellert & Richter) Jutta Wilbertz: unter anderem „Feinste Friesenmorde“ (Leda Verlag) Regina Schleheck: „Tod in Herford“ (edition oberkassel), „Sonne, Mord und Ferne“ (Viaterra Verlag) und viele andere mehr Anette Schwohl: diverse Antologien |