Soko St. Peter-Ording, 1 ◾️

Aus der Landeshauptstadt Bayerns ins ferne Kiel: Kommissarin Anna Wagner braucht nach ihrer Scheidung einen Tapetenwechsel. Sie zieht in den Norden, um im Landeskriminalamt Schleswig-Holstein eine Stelle aufzubauen, die auf Vermisstenfälle spezialisiert ist. Gleich ihr erster Fall führt sie nach St. Peter-Ording an die Nordseeküste: Nina Brechtmann, eine junge Umweltaktivistin aus einer einflussreichen Hoteliersfamilie, wird vermisst. Hat ihr Verschwinden etwas mit den aggressiven Expansionsplänen ihrer Familie zu tun, wurde sie vielleicht entführt? Oder hütete die junge Frau ein Geheimnis? Anna Wagner und der örtliche Dienststellenleiter Hendrik Norberg ermitteln unter Hochdruck, denn niemand weiß, wann genau Nina Brechtmann verschwunden ist. (Verlagsinfo)

Eine neue Autorin? Nein, ein neuer Autoren-Name für eine neue Reihe. Es ist Angelika Svensson, die die aus Bayern stammende Kommissarin Anna Wagner nach St. Peter-Ording schickt. Neue Ermittler – das bedeutet immer eine ausführliche Einführung der Personen. Das ist aber keineswegs langweilig, sondern Svea Jensen hat ganz besondere (und sehr menschliche) Umstände geschaffen.
Ermittler mit Privatleben und menschlichen Schwächen
Anna Wagner (37) hat nach zehn Jahren Ehe eine schmutzige Scheidung hinter sich und möchte zur Ruhe kommen. Sie ist hochqualifizert und hat in München eine Vermisstenstelle geleitet. Ein solches Dezernat soll sie nun in Schleswig-Holstein aufbauen. Ihr Charakter wird vom Verlag wie folgt beschrieben: gradlinig, ausgeglichen, besitzt ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, Teamplayerin.
In St. Peter-Ording trifft sie auf Hendrik Norberg. Der 42-Jährige ist seit drei Monaten verwitwet. Seine Frau ist an Krebs gestorben. Um sich besser um seine Söhne Finn (7) und Lasse (13) kümmern zu können, hat er sich von der Mordkommission Itzehoe nach St. Peter-Ording versetzen lassen und ist dort jetzt Dienststellenleiter. Allerdings: So ganz glücklich ist er mit dem neuen Job nicht. Außerdem nagt die Trauer noch an ihm und er hat Probleme mit Sohn Lasse.

St. Peter-Ording-Lokalkolorit
Um Näheres über die Vermisste herauszufinden, wird die Familie befragt. Mutter und Schwester sind Geschäftsführerinen der „Küstenhotels“ – einer Kette, die nach bescheidenen Anfangen im St. Peter der 60er Jahre jetzt expandiert. Sie will Hotel in Büsum, Wyk, Grömitz und Timmendorfer Strand bauen. Und eines nahe des Naturschutzgebietes in St. Peter-Ording (eine aktuelle Thematik). Die vermisste Nina arbeitet hingegen in der Seehundstation Friedrichskoog und hat sich Umweltaktivisten angeschlossen. Genügend Zündstoff also.
Ob es eine Entführung war, ein Unfall oder Mord – lange tappen Anna Wagner und Hendrik Norberg im Dunkeln. Und mit ihnen die Leserinnen und Leser, was die Spannung erhöht.
Fazit
Ermittler mit menschlichen Schwächen, eine wohldosierte Prise Lokalkolorit und aktuelle Thematiken sorgen für einen abwechslungsreichen Krimi ohne viel Blutvergießen mit unerwarteten Wendungen und einem unerwarteten Ende.
(Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung hat das nicht beeinflusst.)
„Nordwesttod“, Svea Jensen, Soko St. Peter-Ording
352 Seiten, 12 Euro, HarperCollins, VÖ 16. Februar 2021
1 Kommentar zu Rezension – Svea Jensen: „Nordwesttod“