Rezension– Jan Steinbach: Das Café der kleinen Kostbarkeiten

Bewertung: 5 von 5.

Auf der Flucht vor der Trauer um ihren verstorbenen Mann reist Luise nach Lübeck, um dort Weihnachten zu verbringen. Sie, die selbst leidenschaftlich backt, lernt den Marzipanbäcker Ludwig kennen, in dessen einladendem Café sie ihre Einsamkeit zu vergessen vermag. Und über köstlichen Backwaren aus Marzipan und dem Duft von Zimt und Vanille geschieht, womit keiner der beiden gerechnet hätte – sie verlieben sich. Aber Luise scheut den Neuanfang, zu groß ist ihre Angst vor neuem Kummer. Doch Ludwig will sie nicht ziehen lassen und hofft auf ein Weihnachtswunder. (Verlagsinfo)

Der Duft von Zimtsternen und Vanillekipferln gehört zu Weihnachten dazu. In Schleswig-Holstein sind Braune Plätzchen, Kindjetüch oder Mutzen traditionelle Rezepte. Diese und noch viel mehr backt Ludwig und serviert sie in seinem Café in der Lübecker Altstadt.

Verwinkelte Gassen, Backsteingotik, imposante Kirchen und stimmungsvolle Weihnachtsmärkte – so erlebt Touristin Luise die Hansestadt. In einem kleinen Café mit großem Charme hat sie vor Jahren mit ihrem Mann unvergessliche Köstlichkeiten genossen. In Erinnerung an damals kehrt sie hier wieder ein. Und begegnet dem Zuckerbäcker Ludwig. 

Luise ist leidenschaftliche Hobbybäckerin:

„Wie immer, wenn sie nichts mit sich anzufangen wusste, begann sie zu backen. Sie holte Butter aus dem Kühlschrank, um sie auf Zimmertemperatur anzuwärmen. Stellte Mehl, Zucker, Eier und Haselnüsse auf den Tisch. … Hauptsache, sie geriet nicht ins Grübeln. Beim Backen konnte sie die Zeit vergessen.“ 

Die beiden verstehen sich auf Anhieb, ja Luise hilft beim Backen und beim Verkaufen auf dem Weihnachtsmarkt und lebt wieder auf.

Eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen über 60, die beide einen Ehepartner verloren haben, ist heute nichts Ungewöhnliches mehr. Dennoch tun sich die Kinder manchmal schwer mit den neuen Lebenszielen ihrer Eltern. So auch in diesem Fall. Luise ist hin und her gerissen. Doch Ludwig mahnt:

„Was haben wir zu verlieren? Wir wissen nicht, wie viele Jahre wir noch haben. Wie lange wir gesund bleiben. Lass uns einfach im Augenblick leben. Das Leben genießen, solange wir hier sind. Worauf sollen wir denn warten?“

Auch wenn man ahnt, welchen Verlauf die Handlung nimmt, sind Luise und Ludwig so herzlich beschrieben, die Stimmung im weihnachtlichen Lübeck so gut eingefangen und zahlreiche Details liebevoll geschildert, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Am besten, man liest das Buch Ende November ­– denn man bekommt sofort Lust zum Backen. Autor Jan Steinbach gesteht im Nachwort:

„Ich muss gestehen, dass ich alles andere als ein Könner beim Backen bin, doch schon immer hat mich diese kulinarische Kunst fasziniert, dieser geheimnisvolle Prozess, bei dem man am Anfang alles richtig machen muss, damit am Ende nicht alles schiefgeht.“

Im Anhang verrät der die Rezepte von Ludwigs Köstlichkeiten, von denen er alle Probegebacken und sich eines sogar eines selbst ausgedacht hat. 

Fazit

Am besten besorgt man sich ein wenig Weihnachtsgebäck und kocht sich einen Tee oder Kaffee, wenn man diese Lektüre zur Hand nimmt. Das Buch ist ein weihnachtlicher Hochgenuss und eine kleine Kostbarkeit.

„Das Café der kleinen Kostbarkeiten“, Jan Steinbach

234 Seiten, 10 Euro, Aufbau TB, VÖ 22. September 2020

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