Rezension – Nina Ohlandt: Friesische Wintermorde

Bewertung: 4 von 5.

Vor genau einem Jahr, am 23. Dezember 2020, ist Nina Ohlandt verstorben. Mit ihren Romanen um Hauptkommissar John Benthien hatte sie sich eine große Fangemeinde erworben. Im Lübbe Verlag ist unter dem Titel „Friesische Wintermorde“ jetzt ein Doppelband mit zwei ihrer Jahreszeiten-Geschichten herausgegeben worden. Was ein wenig verwirrend ist: „Schlaf in tödlicher Ruh“ ist zeitlich vor „Ist so kalt der Winter“ angesiedelt, aber an zweiter Stelle im Buch platziert.

> Über die Autorin

Die Jahreszeiten-Bände lassen sich unabhängig von den Romanen lesen, sind aber zeitlich vor den Romanen angesiedelt. Beide haben dieselben Hauptpersonen. Im Zentrum steht meist John Benthien. Übrigens wird der Name nicht wie im Englischen „Dschon“ ausgesprochen, sondern norddeutsch „Joon“.

John Benthien ist gebürtiger Sylter. Gemeinsam mit Tommy Fitzen hat die Schule besucht, an der sein Vater Lehrer war. Sein impulsiver Jugendfreund ist zwei Jahre jünger und inzwischen als Oberkommissar sein Kollege bei der Flensburger Kripo. Benthien Senior ist mit über 70 Jahren immer noch agil und lebt nach wie vor in einem alten Kapitänshäuschen auf der Nordseeinsel, wo er regelmäßig von seinem Sohn Besuch erhält.

Ist so kalt der Winter 

Cover des 2017 erschienenen Buches.

Hauptkommissar John Benthien möchte die Weihnachtstage mit seinem Vater entspannt im Kapitänshaus auf Sylt verbringen. Aber dann wird bei der neuen Nachbarin eingebrochen, und wenig später erschüttern zwei grauenvolle Morde die Insel. (Verlagsinfo)

Geschickt baut Nina Ohlandt die Spannung auf. Die Spur eines Ausbrechers führt nach Sylt. Und kurz darauf geschehen seltsame Dinge im Nachbarhaus der Benthiens. Obwohl John mit einer schweren Erkältung im Bett liegt, nimmt er sich des Falles an. 

Während weitere Vorfälle zu Verunsicherung und Verwirrung führen, werden die Festvorbereitungen getroffen. Dabei sorgt dann die eine oder andere Szene beim Leser für leises Schmunzeln, zum Beispiel, als John verhindern will, dass sein Vater den Baum mit Lametta schmückt. 

In ihren Krimis erweist sich Nina Ohlandt stets als Kennerin von Sylt, aber auch von Flensburg. So lässt sie einen Fahndungsaufruf in der „Sylter Rundschau“ https://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/ abdrucken.

Fazit

Gänsehaut-Feeling gepaart mit Weihnachtsstimung, eine tolle Mischung.

Schlaf in tödlicher Ruh 

Cover des Einzelbandes.

Lilly Velasco, Kollegin von John Benthien, nimmt die Einladung einer Freundin an, die Feiertage mit Freunden und Familie auf ihrem Hof im Elisenkoog zu erleben. Doch die Stimmung unter den Anwesenden ist von Anfang an äußerst angespannt. Am nächsten Morgen liegen drei der Gäste tot in der Sauna, und bald stellt sich heraus, dass jeder auf dem Hof etwas zu verbergen hat. (Verlagsinfo)

Hier steht einmal nicht John im Mittelpunkt. Die Handlung ist vorhersehbarer als in der ersten Geschichte, der Aufbau nicht so spannend. Aber auch hier steht die ist die (friedvoll) winterliche Kulisse im Kontrast zu den mörderischen Vorgängen. Und Tote gibt es reichlich. 

Interessant ist, dass dieses Mal die Frauensicht überwiegt. Lilly Velasco fühlt sich von Anfang an nicht wohl auf dem alten Hof mitten auf einer Warft:

Allerlei Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Etwas war faul an dieser Weihnachtsfeier. Ihre Intuition sagte ihr, dass irgendwas hier ganz und gar nicht stimmte. Etwas Böses waberte wie ein übler Gestank durchs Haus.“

Und die Geschenke, die die Gäste erhalten, stinken dann tatsächlich zum Himmel und machen die Lage noch bedrohlicher. Am Ende steht Lilly Velaco zu Silvester am Fenster ihrer Wohnung auf Jürgensby – einem Flensburger Stadtteil hoch über der Förde. Da ich dort einmal gewohnt habe, weiß ich, dass man wie Lilly tatsächlich einen guten Blick über die Stadt und auf das Feuerwerk hat.

Fazit

Ein ungewöhnlicher Fall.

„Friesische Wintermorde“, Zwei Fälle für John Benthien in einem Band, Nina Ohlandt

288 Seiten, 10 Euro, Lübbe, VÖ 30. September 2021

Titel von Nina Ohlandt bei Lübbe:

Küstenmorde (2014)
Möwenschrei (2015)
Nebeltod (2016)
Sturmläuten (2017)
Eisige Flut (2018)
Dünengeister (2019)
Schweigende See (2020)

Schlaf in tödlicher Ruhe (2016)
In der heißen Sonnenglut (2016)
Keine Seele weint um mich (2017)
Nun schweigst auch du (2017)
So kalt der Winter (2017)

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