
Von Flensburg bis zur Lübecker Bucht reicht die schleswig-holsteinische Ostseeküste. Fast 1500 Kilometer lang ist die Küste in Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings nur 340 Kilometer liegen direkt an der See. Nehrungen, Bodden und Haffs unterteilen die Küste, der 794 vorgelagert sind. Entsprechend viele Bücher sind hier angesiedelt, die aber an dieser Stelle nur vereinzelt erwähnt werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Land zwischen den Meeren. E ine kleine Rückschau auf die 2021 erschienenen Bücher, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. **
Deutsch-dänisches Grenzland
„Hier wohnt das Glück“ heißt der Roman von Dagmar Hansen, der an der Flensburger Förde spielt. Diese Region direkt an der dänischen Grenze ist ein beliebtes Urlaubsziel. Hier an der Förde ist auch eine deutsch-dänische Ermittlerkommission von Anette Hinrichs angesiedelt: „Die Tote im Küstenfeuer“ spielt überwiegend im dänischen Egernsund und ist genauso lohnenswert wie die ersten Fälle von Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg. Eine junge Reporterin ist die Protagonistin von H. Dieter Neumanns neuer Reihe. „Haie unter dem Eis“ ist ebenfalls im deutsch-dänischen Grenzland angesiedelt.

In Flensburg hat das „Flensburger Tageblatt“ seinen Sitz. Hier hat die Redakteurin Grete Jensen gearbeitet, die in „Emmas Geschichte“ von ihrem Werdegang, Frauenbewegung und Ostpolitik erzählt.
Schlei und Eckernförder Bucht
Schlei und Eckernförder Bucht sind bei Urlaubern ebenfalls sehr beliebt. „Der kleine Gasthof an der Schlei“ ist Inken Bartels erster Roman – stimmungsvoll und manchmal nachdenklich. Jane Hell hat mit ihrer „Fischbrötchen“-Reihe Eckernförde als Spielort gewählt. „Fischbrötchen und Salzkaramell“ ist ihr zweites Buch. In „Ecktown“ ermittelt auch Marie Geisler, die Protagonistin von Arnd Rüskamp, in ihrem fünften Fall. In „Die Sprottenkönigin“ handelt unter anderem von der Alten Fischräucherei in der Stadt. Die Schneekatastrophe 1978/79 bildet den Hintergrund für eine spannende Familiengeschichte von Katrin Burseg, sich „Unter dem Schnee“ in einer fiktiven Baumschule an der Schlei abspielt. Familienbande bestimmen „Schwester“ von Mareike Krügel, die bei Kappeln lebt.

Kiel
Die Landeshauptstadt gilt nicht als attraktiv. Aber gleich drei Mal wurde sie im vergangenen Jahr Schauplatz von spannenden Krimis: „Sprottenblut – Wagner & Anderson ermitteln in Kiel“ von Zhara Herbst sowie „Eisprinz“ von der gebürtigen Kielerin Inken B. Weiss – beides Newcomerinnen. Ein alter Hase ist dagegen Hannes Nygaard genauso Lüder Lüders vom LKA Kiel, der „Unter dunklen Wolken“ gegen Reichsbürger ermittelt. Was ihn unter anderem zum Mittelpunkt Schleswig-Holsteins führt – und der liegt im Binnenland in Nortorf.
Binnenland
In der Region um Itzehoe schläft das Verbrechen auch nicht. Sonst lässt Heike Denzau hier Lyn Harms von der Itzehoer Kripo ermitteln, aber die pausierte 2021 zugunsten von Raphael Freersen auf Föhr (Verweis). Aber Kommissar Philip Goldberg sowie seine Kollegen Hauke Thomsen und Peter Brandt sind stetig aktiv, aktuell in „Elbtier“. In der Stör-Region ist auch „Kronsnest“, der bemerkenswerte Erstling von Florian Knöppler, angesiedelt.

Hans Fallada, der in Greifswald geboren wurde und an zahlreichen Orten lebte, kam im Oktober 1928 nach Neumünster und arbeitete dort als Reporter. „Bauern, Bonzen und Bomben“, „Kleiner Mann – was nun?“ und „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“ wären ohne die Jahre hier wohl nicht entstanden. Am 5. Februar 2022 jährt sich sein Todestag zum 75. Mal. 2021 schrieb Michael Töteberg einen Roman über „Falladas letzte Liebe“ und der Aufbau-Verlag brachte seinen Roman „Der eiserne Gustav“ neu heruas.
Ostholstein
Eigentlich ist es gar nicht so düster an der Ostseeküste. Doch die Hohwachter Bucht ist in „Küstendämmerung“ und „Böse See“ von Petra Tessendorf gleich zwei Mal Tatort. Auf Fehmarn lassen Anke Clausen („Ostseegrab“) und Heike Meckelmann („Küstensturm“) morden. Die Lübecker Kommissarin Pia Korittki von Eva Almstädt wird in „Ostseefalle“ in einen beklemmenden Fall in der Region Ostholstein verwickelt. In dieser Region, genauer in Plön, hat Tina Deerten ihre Tierarztpraxis und wird in „Ein kaltschnäuziges Verbrechen“ verwickelt. Cosy-Crime mit Unterhaltungswert von Cathrin Geissler.

Was fürs Herz bieten dagegen Jette Martens mit „Gut Schwanensee, Du bist mein ganzes Leben“ und Paula Mattis: mit „Das Gestüt am See“. Liebe und Suche nach den eigenen Wurzeln sind das Thema von Josefine Blom. Das Autorinnen-Paaar schlägt in „Unter einem anderen Himmel“ einen Bogen von Tschechien bis an die Ostsee.
Lübeck
Die Kripo in der alten Hansestadt hat gleich mehrere hochkarätige Ermittlerinnen und Ermittler zu bieten. In Lübeck ist das Kommissariat von Pia Korittki angesiedelt. Hier arbeitet auch „Die Küstenkommissarin“ Frida Beck von Jonas Brand, deren Fall sie nach Dameshöved führt. Kommissar Andresen von Jobst Schlennstedt ist in der Krimiszene gut bekannt. „Weißer Sand“ ist sein 13. Fall. Für Georg Angermüller von Ella Danz ist eine verbrannte Frauenleiche am Pönitzer See der Beginn von Ermittlungen in der Influenzer-Szene „Trugbilder“. Imkern ist auch nicht ungefährlich, das erfahren die Leser von Patricia Brandts „Imkersterben“. Ja, selbst in der Kirche ist die Welt nicht mehr in Ordnung. „Mein Wille geschehe“ heißt es im Krimi des Lübecker Pastors Bernd Schwarze.

Mecklenburg-Vorpommern
Fuchs und Haas sind ein ganz besonderes Gespann aus Mecklenburg-Vorpommern. „Das Diva-Debakel“ führt sie nach Ahrenshoop. „Feuchtes Grab: Ostsee“ heißt der zweite Krimi von Karen Kliewe.
Romantisch und gefühlvoll darf es sein, aber auch naturverbunden und nachdenklich stimmend. Patricia Koelle versteht es meisterhaft, dies miteinander zu verbinden. Ihre Inselgärten-Serie begann im Mai 2020 mit „Die Zeit der Glühwürmchen“ und wurde im Oktober mit „Das Lächeln der Libellen“ fortgesetzt. Im März 2021 erschien dann „Die Träume der Bienen“, in dem sie einen Bogen vom Oderbruch bis nach Fehmarn schlägt. „Das Geheimnis der Grashüpfer“ (September 2021) ist dann auf Usedom angesiedelt. Es geht um den Mut, über seinen eigenen Schatten zu springen.

Sinnsuche, Garten und Natur verbinden sich in zahlreichen Romanen. Von der Vorpommerschen Boddenlandschaft bis nach Nürnberg führt die Suche von Sarah, der Protagonistin in „Wildblütenzauber“. Anne Töpfer siedelt ihre Romane meist im Nordosten Deutschlands an, schreibt gefühlvoll aber nie kitschig über Neuanfang und Spurensuche und liefert die passenden Koch-Rezepte zu den Geschichten.