Hochsommer in Schattin, einem Dorf im Norden Mecklenburg-Vorpommerns. Christin ist Mitte zwanzig und vor Kurzem auf den Milchviehbetrieb ihres Freundes Jan gezogen. Dem Geruch der Tiere, den Schwielen an den Händen und den dreckigen Gummistiefeln kann sie allerdings nichts abgewinnen, sie träumt von der Großstadt und einem Job im Büro. Doch daraus ist bis jetzt nichts geworden. Wo soll Christin auch hin ohne Ausbildung und ohne eigenes Geld? (Verlagsinfo)
Von wegen Idylle …
Der Titel klingt nach einem Roman über das Landleben. Das ist nicht falsch. Allerdings ist es keine heile Welt, von der Alina Herbing in ihrem Debütroman erzählt. Die Protagonistin Christin möchte raus aus diesem Leben, weg vom Milchviehhof ihres Freundes in Mecklenburg-Vorpommern, die enge, patriarchalisch geprägte Gemeinschaft hinter sich lassen.
Offen und unverblümt ist die Sprache der Ich-Erzählerin, drastisch so manche Schilderung. Für die Mitte Zwanzigjährige ist das Dorfleben genau das Gegenteil einer Idylle. Sie beginnt es zu sabotieren und bricht aus nach Hamburg – in das vermeintliche Glamour-Leben, wie es in Hochglanz-Magazinen beschrieben wird.
Über die Autorin
Alina Herbing wurde 1984 in Lübeck geboren und wuchs in Mecklenburg-Vorpommern auf. Sie studierte unter anderem Germanistik und Geschichte in Greifswald. Für ihren Debütroman wurde sie mit dem Friedrich-Hölderlin Förderpreis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnt.
Der Film
Das Buch ist 2017 erstmal als Hardcover erschienen. Aktuell gibt es ein Taschenbuch, denn im Frühjahr 2022 ist ein Film nach dem Buch erschienen.
Die 24-jährige Christin wird von Saskia Rosendahl gespielt, ihr ein Jahr älterer Freund Jan von Rick Okon. Von der Aufbruchstimmung der Nachwendejahre, die die Jugend von Jan und Christin prägte, spüren sie schon seit langer Zeit rein gar nichts mehr. Hinzu kommt, dass auch ihre Liebe zueinander weitgehend erloschen ist. Christin hat dieses Leben mehr als nur satt und will aus der provinziellen Enge Schattins verschwinden. Wohin, weiß sie noch nicht. Als eines Tages der 46-jährige Windkraftingenieur Klaus (Godehard Giese) aus Hamburg auftaucht, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt.
Interview mit Saskia Rosendahl zu dem Film:
Saskia Rosendahl wurde auf dem 74. Internationalen Filmfestival Locarno im Wettbewerb der Sektion „Filmemacher der Gegenwart“ als beste Schauspielerin ausgezeichnet.
„Niemand ist bei den Kälbern“, Alina Herbing
270 Seiten, 12.40 Euro, Arche TB, VÖ 10. Januar 2022