Vibeke Boisen & Rasmus Nygard ◾️
Die deutsch-dänische Grenzregion hat ein eigenwilliges und erfolgreiches Ermittlerteam. Jedenfalls auf Papier. Die „Nordlicht“-Krimis von Anette Hinrichs sind spannend und lebensnah.
Anette Hinrichs lebt mit ihrer Familie im Raum München. Aber die Sehnsucht nach dem Norden ist der gebürtigen Hamburgerin geblieben. Diese Sehnsucht kann sie seit einigen Jahren mit den Recherchereisen für ihre „Nordlicht“-Krimis stillen.
„In der Region um Kollund an der dänischen Küste entstanden die ersten Bilder zu Nordlicht in meinem Kopf“, verrät die Autorin in einem Interview mit dem Blanvalet-Verlag, in dem alle Bücher dieser Reihe erscheinen.
Im Zentrum steht ein deutsch-dänisches Ermittlerpaar. Inzwischen gibt es einige grenzüberschreitende Krimis, aber dieser war meines Wissens der erste. Vibeke Boisen hat sich von Hamburg nach Flensburg zur Bezirkskriminalinspektion versetzen lassen. Nun hat sie in dem weißen Gründerzeitgebäude an den Norderhofenden ihr Büro. Der neue Job als Leiterin der Mordkommission beim K1 bedeutete einen weiteren Schritt auf der Karriereleiter.
„Zumindest auf dem Papier, denn Flensburg war nicht Hamburg. Anstatt wie in der Metropole pausenlos Verbrecher zu jagen, plätscherte in der Fördestadt alles so dahin“, stellt sie fest*.
Ihr erster Fall („Die Tote am Strand“) beginnt in Kollund, einem Grenzteil der Gemeinde Krusau und für viele Flensburger Naherholungsgebiet.
Eine junge Frau wird tot am Strand aufgefunden. Es gibt Hinweise, dass sie in Flensburg gelebt hat – und so kommt neben dem dänischen Ermittler Rasmus Nyborg Kommissarin Vibeke Boisen ins Spiel. Vibeke ist organisiert und effektiv, Rasmus zeichnet sich durch Alleingänge und außergewöhnliche Methoden aus.
GZ – das Gemeinsame Zentrum in Padborg
Es bleibt nicht ihr einziger gemeinsamer Einsatz. Denn es wird die GZ Padborg geschaffen, eine Sondereinheit aus deutschen und dänischen Ermittlern. „Das gemeinsame Zentrum der deutsch-dänischen Polizei- und Zollzusammenarbeit, kurz GZ Padborg genannt, war in einem zweistöckigen Backsteingebäude mitten im Industriegebiet untergebracht, versteckt zwischen zahlreichen Speditionen, LKW-Abstellplätzen und Industriehallen.“ * Padborg (Deutsch: Pattburg) liegt gleich hinter der deutschen Grenze auf dänischem Gebiet. Hier sind zahlreiche Speditionen angesiedelt.
Die Autorin hat gründlich recherchiert – sowohl was die Methoden der Polizeiarbeit anbelangt als auch die örtlichen Gegebenheiten. Dass ihr die Fördestadt Flensburg außerordentlich gut gefällt, wird bei ihren Beschreibungen deutlich: „Völlig unerwartet verspürte sie (Vibeke) einen Anflug von Stolz auf ihre Heimatstadt. Segelschiffe, Jachten und Motorboote, soweit das Auge reichte. Schwäne schwammen im Hafenbecken und putzten ihr Gefieder, über der Bucht spannte sich der schwarz-graue Himmel.“ Die Innenstadt mit ihren „Geschäften, Cafés und Restaurants und den lauschigen Kaufmanns- und Handwerkerhöfen“ spielt eine Rolle. Und ein Stopp bei „Bens Fischhütte“ am darf natürlich nicht fehlen.*
„Seit ich denken kann, liebe ich Krimis. Ich bin fasziniert von Rätseln und von Geheimnissen, die Menschen verbergen, und ich interessiere mich brennend für Polizeiarbeit“, erklärt Anette Hinrichs.
Dabei hat ihr beruflicher Werdegang mit einer kaufmännischen Ausbildung. In der Bankenkrise 2002 verlor sie ihren Job und begann mit dem Schreiben.
Zum Glück, möchte ich fast sagen, denn alle vier Bände greifen aktuelle Problematiken auf. Dabei verliert die Autorin niemals die Spannung aus dem Blick und beleuchtet mit den Problemen ihren eigenwilligen Ermittler menschliche Schwächen.
Anette Hinrichs greift auch die deutsch-dänische Vergangenheit auf, stellt in ihrem zweiten Fall „Die Spur des Morders“ die dänische Minderheit in den Mittelpunkt. Es geht unter anderem um Oksbøl, wo sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein großes Flüchtlinglager für Deutsche befand.
Im dritten Fall („Die Tote im Küstenfeuer“) ermittelt das Team in Egernsund. Im aktuellen Band („Die Toten im Nebel“) müssen drei grausame Morde in Dänemark und Deutschland aufgeklärt werden, bei denen nur ein winziges Detail auf einen Zusammenhang schließen lässt. Ein Fall, in den Vibeke Boisen auch persönlich involviert ist.
Links
Zur Autorinnenseite > http://www.anettehinrichs.de
Interview mit Anette Hinrich >> hier
*Zitate aus „Die Toten im Nebel“