Es ist ein bezaubernder Ort – der Rosenhof auf Usedom, der sich seit Generationen im Besitz der Familie Jung befindet. Anders als ihre Schwester hat es Emilia auf der Ostseeinsel nach der Schule aber nicht mehr ausgehalten, und sie ist nach Paris gegangen. Doch dann hat Clara einen schweren Autounfall und bittet ausgerechnet sie, sich um ihre beiden Kinder zu kümmern. Emilia ist mit dieser Aufgabe vollkommen überfordert. Außerdem steht die Rosengärtnerei kurz vor der Insolvenz. Als sie herausfindet, dass ihre Schwester nach Kent reisen wollte, um dort nach Wegen zu suchen, den Familienbetrieb zu retten, fliegt sie zusammen mit Claras bestem Freund Josh und ihrer rebellischen 13jährigen Nichte Lizzy ins Land der Rosen. Ihre Reise führt die drei vom berühmten Sissinghurst Garden über die Domstadt Canterbury bis zu dem kleinen Küstendorf St. Margaret´s at Cliffe. Emilia stößt dabei nicht nur auf eine verschollen geglaubte Rose, sondern auch auf die Geschichte einer großen, verbotenen Liebe. (Verlagsinfo)
Leicht und erfrischend
Die Bücher von Katharina Herzog sind wie ein frische Brise Sommerwind. Leicht und erfrischend. Aber sie sind keinesfalls seicht. In diesem Fall muss Emilia ihren Weg finden. Sie wollte Parfümeurin werden, doch ihr Ziel scheint sie in eine Sachgasse geführt zu haben. Dazu kommt, dass sie immer das Gefühl hat, nicht so gut wie ihre große Schwester zu sein.
„Emilia liebte ihre große Schwester. Wirklich! Aber es war ziemlich anstrengend, mit jemandem zusammenzuwohnen, der nicht nur engelsgleich schön war, sondern auch beliebt, sportlich, klug und in beinahe jeder Hinsicht perfekt. Clara war gut in der Schule – in der Grundschule hatte sie sogar einmal ein Jahr übersprungen. Emilia kam es manchmal so vor, als hätten ihre Eltern ihr bestes Erbgut in Clara investiert.“
Emilia lässt nichts unversucht, damit ihre Schwester wieder aus dem Koma erwacht. Ihr Weg führt sie unter anderem nach Sissinghurst, einem der berühmtesten englischen Gärten. Hier hat Clara vor vielen Jahren als freiwillige Helferin gearbeitet.
Sissinghurst ist jedes Jahr Pilgerstätte von tausenden von Gartenfans. Es ist nicht nur ein besonderer Garten, sondern dahinter verbirgt sich auch die Geschichte eines besonderen Paares – der Schriftstellerin Vita Sackville-West (auf der Collage unten links) und dem Diplomaten Harold Nicolson. Wer mehr erfahren möchte: Sissinghurst – Garten der Gegensätze. Der Garten spielt in dem Buch von Katharina Herzog eine zentrale Rolle. Der Rosenhof auf Usedom ist der zweite Spielort. Einen solchen Hof hat es tatsächlich gegeben, leider ist er inzwischen geschlossen.
Fazit
Die Beschreibungen der Gärten, die Leidenschaft für Rosen und Rosenduft – all das hat Katharina Herzog wunderbar beschrieben. Und das verdient vier pralle Sterne und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Gestört hat mich allerdings die unerfüllte Liebe zum Jugendfreund Josh. Eine unerfüllte Jugendliebe ist viel zu oft Gegenstand in jenen Romanen, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Noch dazu wirkt sie in diesem Fall auf mich wenig nachvollziehbar. Aber wie gesagt, dass ist nur ein klitzekleiner Minuspunkt.
„Wie Träume im Sommerwind“, Katharina Herzog
340 Seiten, 12.99 Euro, Rowohlt Paperback, VÖ 18. Mai 2021