Nordkolleg: Ein Garten der Vielfalt und sein Schöpfer

Gärtner Jochen Bock liebt es bunt und vielfältig. In Rendsburg sorgt er im Garten des Nordkollegs für ein naturnahes Erholungs- und Obstrefugium. Ein Porträt.◾️

Gärtnern ist seine Leidenschaft. Die Tiere auf dem landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters in Jevenstedt interessierten ihn nicht. Pflanzen dafür umso mehr. „Schon als Kind hatte ich einen Garten“, sagt Jochen Bock. Besonders Rosen faszinierten ihn. „Damals wurde noch gespritzt“, erinnert sich der 54-Jährige. Das kommt für ihn nicht mehr in Frage. Ja, sein Augenmerk gilt nun offen blühenden Exemplaren, denn „sie bieten Bienen, Hummeln und anderen Insekten eine Nahrungsquelle.“ So wie die einmal blühende „Bobby James“. 

Im Sommer brechen rosige Zeiten an. © Alle Fotos: Sabine Sopha

Jochen Bock hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Er absolvierte eine Gärtnerlehre in einer Baumschule und sorgt seit 31 Jahren für den Nordkolleg-Garten, wo die „Bobby James“ sich seit zwei Jahrzehnten an einem Apfelbaum emporrankt und ihren betörenden Duft verbreitet. Überall auf etwa 8000 Quadratmeter großen Grundstück summt und brummt es im Sommer – gepaart mit Harfen- oder Geigenklängen des shmf-Jugendorchesters. Jochen Bock lächelt zufrieden. Einen schöneren Arbeitsplatz kann er sich nicht vorstellen.

Apfelblütenfest

Jedes Jahr laden das Nordkolleg und das Aktionsnetzwerk »Gärten der Vielfalt« zum Apfelblütenfest ein. Bei frischem Apfelkuchen und an vielen Aktionsständen können die Besucher einen wundervollen Auftakt in die aufblühende Jahreszeit genießen.

Das Programm
> Die AWR (Abfallwirtschaft Rendsburg-Eckernförde) stellt Kompost zum Mitnehmen zur Verfügung
> Kinder können im Komposthaufen kleine Preise finden
> Gegen eine Spende für die Pflege und den Erhalt der Streuobstwiesen in Rendsburg und Büdelsdorf, können 130 Apfelbäumchen alter Apfelsorten mitnehmen
> Verkauf von Honig, Marmelade und Töpferware

> Weitere Information unter www.nordkolleg.de

Engagierte Gärtner gibt es viele. Aber Jochen Bock hat eine Vision. Er wünscht sich Vielfalt für Flora und Fauna. Dafür ist er nicht nur im Nordkolleg im Einsatz, sondern auch in seinem privaten Jevenstedter Garten und im Aktionsnetzwerk Gärten der Vielfalt. „Wir steigen auf Naturgarten und Permakultur um“, erklärt er beim Rundgang am Nordkolleg und betont, wie froh er ist, dass Chef Guido Froese diesen Weg unterstützt. Die Dächer des unterirdischen Probenraums sind begrünt, in einem sogenannten „Food Forest“ will das Gärtner-Team „den Leuten Lust machen, mal was Essbares zu pflanzen“ (Holunder, Haselnuss, Schwarzwurzeln). Überall auf dem Gelände sind Bienenvölker unterwegs, die für regionalen Honig sorgen, der vor Ort geschleudert wird.

Die Vielfalt mag manchem herkömmlichen Gärtner wie Unordnung erscheinen. Aber: „Mehr Mut zur Wildnis“ fordern die Naturfreunde Büdelsdorf, die ebenfalls am Aktionsnetzwerk Gärten der Vielfalt beteiligt sind. „Hier kann jeder mitmachen“, wirbt Bock um Unterstützung.

Auch der Einsatz von heimischen Pflanzen und regionalem Saatgut wird empfohlen. Der Gärtner deutet auf Schafgarbe und Wilde Möhre, die im Eingangsbereich des Nordkollegs wachsen. „Sie sind seit Jahrhunderten in Schleswig-Holstein heimisch und bleiben im Herbst stehen.“ In ihren braunen Stängeln und denen der Gräser überwintern Insekten. 

„Unordnung nützt Insekten und Tieren. Wiesenlöwenzahn wird von 71 verschiedenen Wildbienenarten besucht.“

Naturfreunde Büdelsdorf

„Es gibt einige Pflanzen, mit denen man Gutes tut.“  In seiner grünen Gärtnerhose geht Jochen Bock voran, deutet nach rechts und links. „Was nützt der schönste Schmetterlingsflieder, wenn es keinen Kohl gibt.“ Der wird in Gärten immer weniger angebaut, ist aber Nahrung für die Raupen des Kohlweißlings.  

Eine Attraktion im Nordkolleg-Garten ist der 100-Sorten-Baum. Jede Sorte hat einen anderen Blühtermin. „Ich habe mehr als 350 Apfelsorten im Nordkolleg und zu Hause“, erklärt Jochen Bock. Sein Lieblingsapfel ist der „Finkenwerder Herbstprinz“. Der muss lange reifen und lagern. Trotz eines Hinweisschildes hatten Gäste die Früchte im vergangenen Jahr allerdings zu früh gepflückt. Der Gärtner trägt es mit Fassung. „Unsere Gäste im Garten sind Multiplikatoren“, sagt er. Die Vielfalt soll sie zum Nachahmen anregen. Und sie sollen das Wissen vervielfältigen.

> Die Pomologie (Obstbaumkunde) ist die Lehre der Arten und Sorten von Obst sowie deren Bestimmung. Der Begriff leitet sich vom lateinischem pomum (Baumfrucht) ab oder von Pomona (Göttin der Gartenfrüchte).
> Ausführliche Informationen zu alten Streuobst-Sorten werden beim Apfelblütenfest vom Pomologenverein angeboten. Außerdem präsentieren das Aktionsnetzwerk »Gärten der Vielfalt« und die NaturFreunde Büdelsdorf ihre Blühflächenbroschüre und laden zum Malwettbewerb ein.

1 Kommentar zu Nordkolleg: Ein Garten der Vielfalt und sein Schöpfer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen