Rezension – Ewald Arenz: Alte Sorten

Bewertung: 5 von 5.

Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten. Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeit, die auf dem Hof anfällt, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Liss bietet ihr an, auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Während sie gemeinsam Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden. (Verlagsanstalt)

Zwei Außenseiterinnen

Sally gilt als schwer erziehbar. Ihre Eltern kommen nicht mit ihr zurecht. Sie haut ab. Nichts und niemand kann sie halten. Bis sie auf Liss trifft.

„Sie kannte keinen anderen Ort, der so wie Liss‘ Hof,

keinen Versuch machte, sie zu halten.“

Liss ist eine Außenseiterin in ihrem Dorf. Nach und nach erfahren die Leser, wieso. Eine Frau, die sich nicht in eine Form pressen lassen wollte. Und die schmerzhafte Erfahrungen gemacht hat. Sie versucht nicht, Sally zu ändern. Und gewinnt damit das Vertrauen der jungen Frau.

Sally hilft bei der Arbeit auf dem alten Hof. Liss zeigt ihr die Natur in ihrer Schönheit und Härte.

„Das ist das Schöne an der Natur. Sie richtet sich nicht nach dem, was wir für richtig halten. Auch, wenn manche versuchen, sie sich so hinzuzüchten, wie es ihnen gefällt. Belgien. 1831. Probier‘ mal.“

Ich habe dieses Buch oft mit einem Sachbuch verwechselt. Denn die Cover ähneln sich sehr. Beide Bücher sind sehr empfehlenswert.

Fazit

Von der ersten Zeile an hat mich dieses Buch in den Bann gezogen. Schon mit der Wortwahl in den Dialogen charakterisiert Arenz die Charaktere der beiden so unterschiedlichen Frauen. Die Landschaftsbeschreibungen sind großartig. Gegen Ende flacht die Handlung ein bisschen ab und die Dramatik am Schluss wirkt ein wenig künstlich. Aber das ändert nichts daran, dass die Geschichte von Sally und Liss noch lange nach dem Lesen nachhallt. Ein ganz besonderes Buch, das ich sicherlich noch einmal lesen werde.

„Alte Sorten“, Edward Arenz

256 Seiten, 12 Euro, DuMont Buchverlag, VÖ 21. Juli 2021

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen