Unterwegs mit der Fahrbücherei im Kreis Rendsburg-Eckernförde ◾️
Grundlage: Ein Artikel aus der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung aus dem Jahre 2017 ◾️
In meiner Kindheit und Jugend war ein Leben ohne die öffentliche Bücherei nur schwer vorstellbar. Ich musste nur wenige Schritte gehen. Aber auf dem Lande ist der Weg zur Bibliothek oft weit. Daher gibt es seit 1963 Fahrbüchereien in Schleswig-Holstein. Nach einem festen Fahrplan besuchen sie selbst kleine Orte, halten manchmal fast vor der Haustür. Vor einigen Jahren bin ich einmal mit der Fahrbücherei 2 unterwegs gewesen.
Ein Bus voller Bücher
Melodisch hallt die Fanfare durch den Ortskern. Ihre Botschaft: der Bücherbus kommt. Mit Erfahrung und Geschick manövriert Fahrer Horst Steffensen das fast zwölf Meter lange Gefährt durch die schmale Hauptstraße von Jevenstedt. Es ist bis unter die Decke mit Büchern und anderen Medien gefüllt. Gegenüber von Möhl’s Gasthof hält die Fahrbücherei. Die Kunden warten schon, denn die Termine sind bekannt. Und Horst Steffensen achtet stets darauf, dass der Bus pünktlich ist.
Drei Knirpse erklimmen fröhlich die Stufen. Kerstin Pahl ist mir ihren Kindern regelmäßig Kunde in der rollenden Bibliothek. Zielstrebig steuern Lukas, Malte und Jonas den hinteren Teil an. Hier sind die die Kinderbücher so untergebracht, dass die jungen Leser bequem in den Kisten stöbern können.
Es können auch Bücher und andere Medien wie Videos oder Tonies vorbestellt werden. Denn die Fahrbücherei 2 macht regelmäßig alle drei Wochen in Jevenstedt Station. An Bord fast immer das selbe Team. Der Inhalt der Medien (Bücher, DVDs und Filme) wechselt allerdings. „Im Unterschied zu einer stationären Bibliothek können wird ja nicht unser gesamtes Angebot im Bus präsentieren“, erklärt Leiter Sven Schiefelbein. Von den mehr als 27.000 Medien bleibt der größte Teil im Magazin in der Wrangelstraße in Rendsburg. Schiefelbein trägt morgens eine Kiste aus dem Fahrzeug – mit den zurückgegebenen Büchern – und trägt eine mit den Vorbestellungen hinein. Rund 4500 Medien sind immer an Bord des Busses.
Mit zwei Jahren ist Jonas Pahl der jüngste Kunde der Fahrbücherei, vermutet Sven Schiefelbein. Schnell hält der Knirps ein Buch in Händen, dass das Leben auf dem Land zeigt. „Trecker faszinieren ihn“, weiß seine Mutter. Und das Procedere der Bücherei kennt Jonas auch schon, trägt seine „Beute“ zum Tresen, an dem jetzt Horst Steffensen sitzt – er hat den Job des Fahrers mit dem des Verwaltungsangestellten getauscht. Bevor er die entliehene Lektüre registriert, widmet er sich noch Jonas und dem Trecker. Viele Leser, die jetzt mit ihren Kindern kommen, hat Steffensen schon als Steppkes betreut, denn seit 30 Jahren ist er dabei. „Früher haben die Leute die Lektüre im Bollerwagen oder in der Zinkbadewanne abtransportiert“, erinnert er sich.
Infos https://www.fahrbuecherei2.de Hat ihr Jubiläum Mitte September auf Gut Emkendorf gefeiert. Das Team besteht jetzt aus Stefanie Beier (Leitung), dem Fahrer Thomas Eisenberg und Sarah Weiske (Büro). Sven Schiefelbein ist inzwischen Leiter der Stadtbibliothek Büdelsdorf
„In der Fahrbücherei werden die Leser aktiver als in einer anderen Bücherei betreut“, erklärt Bibliothekar Schiefelbein. Der Kontakt ist eng und vielfach herzlich. „Ich habe fast mit jedem Leser einen Schnack“, sagt Schiefelbein. Es besteht ein Vertrauensverhältnis – denn die Kunden vertrauen darauf, dass der Fachmann weiß, was sie mögen und ihnen die passende Lektüre empfiehlt.
Ein Klönschnack inklusive
„Herr Rieper liest gerne regionale Krimis“, weiß der Bibliothekar. Neues von Hannes Nygaard legt er dann schon mal beiseite für seinen wohl ältesten Kunden. Klaus Rieper lebt in Schwabe, einem Ortsteil von Jevenstedt. Der behäbige Büchertruck wendet am Ortsausgang, um vor dem Haus Nummer 15 zu halten. Rieper hat es von Nummer 13 nicht weit. Mit dabei hat er ein paar Tomaten aus dem Garten, anschließend wird ein wenig über Privates geplauscht. Sabine Sopha