Rezension – Claire Winter: Die Schwestern von Sherwood

Bewertung: 5 von 5.

Zwei Schwestern und ihr Schicksal. Eine junge Frau, die einem Geheimnis auf der Spur ist. Mit dem Wechsel zwischen zwei Zeitebenen und der stückchenweisen Enthüllung ist dieses Buch außerordentlich spannend bis zum Schluss. Außerdem thematisiert es eindrucksvoll, was es Ende des 19. Jahrhunderts bedeutete, taub zu sein. ◾️◾️

1948: Die angehende Journalistin Melinda kämpft im Nachkriegsberlin ums tägliche Überleben, als sie von einem anonymen Absender ein rätselhaftes Paket erhält. Die Bilder einer mystischen Moorlandschaft und eine ungewöhnliche Schachfigur führen die junge Frau nach England, zu einem geheimnisvollen alten Herrenhaus. Dort stößt Melinda auf die dramatische Liebesgeschichte zweier Schwestern im letzten Jahrhundert, die sehr viel mehr mit ihrem eigenen Leben zu tun hat, als sie zunächst ahnt… (Verlagsinfo)

Stück für Stück werden Details enthüllt

Es gibt Bücher, die sind auch zehn Jahre nach ihrem Erscheinen immer noch lesenswert. So verhält es sich mit dem vorliegenden Roman, auf den ich gestoßen bin, weil Sabine Kaack das Hörbuch eingelesen hat, das jetzt erschienen ist.

Ich liebe Bücher, in denen Geheimnisse aus der Vergangenheit aufgedeckt werden – vorzugsweise von Frauen. Zum Beispiel

  • Felicity Whitmore: Der Klang der verborgenen Räume
  • Mechthild Borrmann: Trümmerkind

Im Mittelpunkt stehen neben Melinda (20. Jahrhundert) die beiden Sherwood-Schwestern Amelie und Cathleen, Kinder neureicher Eltern (19. Jahrhundert). Ihre Mutter wünscht sich nichts sehnlicher als den gesellschaftlichen Aufstieg. Was nicht einfach ist, denn der Adel bildet auch in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts eine fest in sich geschlossene Gruppe. Ihre ganze Hoffnung setzt sie in ihre beiden wunderschönen Mädchen, die nur ein Jahr auseinander sind und eng zusammenstehen.

Cathleen, die Ältere, dunkle Haare und grünen Augen 

Amalia, hellblonde Haaren, blaue Augen und ungewöhnlich zarte Gesichtszüge

Melinda Leewald, 27 Jahre alt, möchte Journalistin werden, Deutsch-Engländerin 

Im Alter von sechs Jahren erkrankt Amalia und verliert ihr Gehört. Ein Schicksalsschlag, den die Mutter nie verwinden wird. Doch die Schwestern halten zusammen. Bis sie junge Frauen sind …

Der Roman wechselt zwischen 1948 und den späten 1890er Jahren. Da die Kapitel mit den Namen der handelnden Personen überschrieben sind, ist es kein Problem, sie zuzuordnen. Stück für Stück erfahren die Leserinnen die Geschichte der Schwestern und damit auch Melinda. Es werden immer nur kleine Details enthüllt. Auf diese Weise bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten.

Außerdem beleuchtet das Buch eindrucksvoll, was es bedeutet, taub zu sein. Damals meinte man noch, das Denken würde durch die Sprache geformt und wer nicht spreche (sprechen könne), sei geistig zurückgeblieben.

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