Seltsame Bücher, skurrile Manuskripte und andere literarische Kuriositäten ◾️
Es ist wirklich Wahnsinn. Unglaublich, was Edward Brooke-Hitching an Informationen über Bücher zusammengetragen hat. Unter den vorgestellten Exemplaren sind zahlreiche Kuriositäten.
Verlagsinfo
Vom Koran, der mit dem Blut von Saddam Hussein geschrieben wurde, über in Menschenhaut gebundene Bücher oder eine Bibel, die eine Pistole versteckt, bis hin zu Unterhaltungen mit Marsmenschen, Diktaten aus dem Jenseits oder Bücher, so groß, dass man einen Motor zum Umblättern braucht – „Die Bibliothek des Wahnsinns“ ist bestückt mit einer Vielzahl an exzentrischen und außergewöhnlichen Schriftstücken aus aller Welt, von denen viele völlig in Vergessenheit geraten sind. Ergänzt wird diese einmalige Sammlung an Schriftzeugnissen durch eine Reihe von prächtigen Illustrationen und einzigartigen Fotografien.
Der Autor
… ist ein preisgekrönter britischer Dokumentarfilmer, der sich vor allem für die exzentrischen Seiten des Lebens interessiert. Der Sohn eines Antiquars arbeitete in einer Eisfabrik, bei mehreren Zeitungen und am Theater, ehe er einen Abschluss in Filmwissenschaft an der University of Exeter machte. Er ist ein unverbesserlicher Kartenfreak und lebt in London zwischen staubigen alten Büchern. (Quelle: dtv) Seine Leidenschaften wurden durch seine Kindheit geprägt.
„Wenn man einen Antiquar zum Vater hat, ist zu Hause ein Bücherturm, sowohl im übertragenen als auch im realen Sinn. Alle Wände sind bis auf den letzten Winkel mit Bücherregalen bedeckt, auf denen sich in Leder gebundene Bücher in noblen Farben breitmachen: rotes Marocain-Leder, wei.es Kalbsleder, marineblaue, dschungelgrüne, goldfarbene und ältere, bräunliche Bände mit Goldpägung.“
Brooke-Hitching im Vorwort
Das Buch
Es ist sein gewaltiges Werk. Zum einen an Umfang, zum anderen an Inhalt. Vorweg: Es ist kein Buch, das man von vorne bis hinten liest, sondern in dem man einzelne Kapitel aufschlägt und immer wieder faszinierende Exemplare aufstöbert.
Ob es nun der mit Blut geschriebene Koran sein muss – nicht unbedingt. Aber da ist zum Beispiel die französische Übersetzung von Kiplings „Kim“. Ein Beweis, dass Bücher tatsächlich Leben retten können. Denn das Werk steckte in der Brusttasche eines Soldaten, der an der Schlacht von Verdun beteiligt war. Zwanzig Seiten vor Ende des Romans blieb eine Gewehrkugel stecken.
„Die Bücher, nach denen ich immer gesucht habe, sind die gesunkenen Schätze, die bizarren Verrücktheiten, die zu abseitig waren, um es in die Kategorien der großen Bibliotheken zu schaffen, aber zugleich oft interessanter sind als die wohlgelittenen Verwandten.“
Brooke-Hitching im Vorwort
Dabei werden nicht nur Bücher in herkömmlicher Machart vorgestellt, sondern alle Arten von Medien, die Botschaften in „geschriebener“ Art übermitteln – einst und jetzt. Wie zum Beispiel im Kapitel „Bücher, die gar keine sind“ ein sogenannter Message-Stick der australischen Aborigines. Übermittelt wurden Einladungen zum Tanz oder Kampf. Und die Symbole mussten vom Überbringer der Botschaft übersetzt werden. Es wird damit deutlich: Schon vor Jahrtausenden haben die Menschen Informationen und Gedanken festhalten wollen – und wählten dazu die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel. Denn bis Papier in Europa ein gängiges Utensil wurde, sollte es bis zum Ende des 14. Jahrhunderts dauern.
Die Sammlung von Brook-Hitching macht außerdem deutlich, wie viel unterschiedliche Arten es gibt. Nach dem Inhalt eingeteilt sind da zu einem Wörterbucher und Lexika sowie religiöse und wissenschaftliche Bücher. Aber auch „Bücher besonderer Größe“ hat der Autor aufgestöbert, bei denen vor allem die Miniaturausgaben faszinieren.
Zahlreiche Abbildungen machen das Buch auch optisch zu einem besonderen Werk. Ebenso wie die vielen Geschichten, die Brooke-Hitching zu einzelnen Büchern seiner „Bibliothek des Wahnsinns“ zu erzählen weiß.
Fazit
Ausgefallen und aufschlussreich. Manchmal ein bisschen makaber, aber diese Sammlung ist vielfältig wie das Leben selbst.
„Die Bibliothek des Wahnsinns“, Edward Brooke-Hitching (Autor), Lutz-W. Wolff (Übersetzer)
256 Seiten, 260 farbige Abbildungen, 38 Euro, Knesebeck Verlag, VÖ 24. August 2023
Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank. Meine Meinung hat dies nicht beeinflußt.