Porträt: Frances Hodgson Burnett

Weltberühmt mit dem „Kleinen Lord“ und dem „Geheimen Garten“ ◾️

Viele Jahre lang habe ich Weihnachten mit dem „Kleinen Lord“ um sein Erbe gezittert. Doch wer das Buch zu diesem Klassiker geschrieben hat, darüber hatte ich mir nie Gedanken gemacht. Die Geschichte stammt aus der Feder von einer Frau. Und die konnte vom Schreiben leben. Denn sie verfasste zahlreiche Bücher, von denen zwei weitere hierzulande ebenfalls zu den Klassikern zählen. Die Rede ist von Frances Hodgson Burnett.

Erfolgsautorin

Man muss den kleinen Blondschopf einfach gernhaben. Seit 1980 begeistert Ricki Schroder als „Der kleine Lord“ im Fernsehen. An seiner Seite als grimmiger Großvater der großartige Alex Guinness. Nicht nur der Film ist ein Dauerbrenner. Ebenso das Buch von Frances Hodgson Burnett. Keine Ahnung, in wie vielen Variationen und Auflagen es seit 1886 erschienen ist. Allein in Deutschland gibt es das Buch mit und ohne Illustrationen und von verschiedenen Übersetzern. 

Möchte man etwas über die Frau erfahren, die den „Kleinen Lord“ ins Leben rief (als Vorlage für sein Aussehen mit den langen Locken diente übrigens Burnetts Sohn Vivian) sind die Angaben meist spärlich. Man muss schon ein wenig suchen.

Kurzvita

Frances Eliza Hodgson wurde vor 175 Jahren am 24. November 1849 in Manchester geboren. Sie starb vor 100 Jahren am 29. Oktober 1924 in Plandome, New York. Nach dem Tod ihres Vaters 1854 verarmte die Familie und wanderte 1865 nach Amerika aus. Nach ersten Kurzgeschichten, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden, schrieb sie im Lauf ihres Lebens über 40 (andere Quelle: 60) Bücher. Zu ihren bekanntesten Werken, die auch mehrfach verfilmt wurden, gehören „Der kleine Lord“, „Eine kleine Prinzessin“ und „Der geheime Garten“. Sie heiratete 1873 nach einem einjährigen Englandaufenthalt ihren Jugendfreund Swan Moses Burnett, bekam zwei Söhne (Lionel und Vivian) und ließ sich 1898 scheiden. 1905 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin und baute 1909 ein Haus in Plandome auf Long Island im Bundesstaat New York, in dem sie bis zu ihrem Tod wohnte.

Die junge Frances Burnett war wohl „schon immer eine passionierte Leserin und eifrige Geschichtenerzählerin“, heißt es bei Fembio. Als 19-Jährige schickte der Zeitschrift „Godey’s Lady’s Book“ ein Manuskript. „Heimlich, um dem Spott ihrer Brüder zu entgehen.“ Sie hatte Erfolg, zwei Geschichten wurden gedruckt. Damit war der Grundstein gelegt. 

Der kleine Lord

„1886 veröffentlichte Frances Hodgson Burnett mit Little Lord Fauntleroy (dt. Der kleine Lord) ihr erstes Kinderbuch, das sowohl vom Publikum als auch von den Kritikern begeistert aufgenommen wurde und lange Zeit auf Platz eins der Bestsellerliste rangierte“, schreibt Anna Zamolska in ihrem ausführlichen (und empfehlenswerten) Forschungsbericht auf Kinder- und Jugendmedien.de. „Der kleine Lord“ war ursprünglich als Kinderbuch gedacht. Aber von dem engelsgleichen Cedric waren vor allem die Mütter begeistert (und sind es wahrscheinlich heute noch). In diesen Wochen ist ein neue Ausgabe des Klassikers mit Bildern der ersten Ausgabe erschienen.

Der geheime Garten

So wie ihre Söhne als Vorbild für Cedric Fauntleroy dienten, so inspirierte sie ein Haus in England zum „Geheimen Garten“.  Sie mietete Maytham Hall 1898. „Dort entdeckte sie einen verwahrlosten Garten, von einer Mauer umgeben, den sie zusammen mit einigen Gärtnern wieder zum Leben erweckte und in einen Rosengarten verwandelte. Dort schrieb sie weitere Novellen und freundete sich mit einem Rotkehlchen an“, schreibt Anna Zamolska.

A Lady of Quality 

Der 1896 von Frances Hodgson Burnett veröffentlichte Roman war in jenem Jahr das am zweithäufigsten verkaufte Buch in den Vereinigten Staaten. Es war der erste einer Reihe erfolgreicher historischer Romane von Burnett. Zwei sind jetzt neu erschienen:

„Das verfallene Herrenhaus“ im Reclam-Verlag und „Das Herz einer Lady“ im Anaconda Verlag.

(Weitere deutsche Titel im Blog unter „Frances Hodgson Burnett“)

Eine Erfolgsautorin also. Heute würden ihre Bücher wohl die Bestsellerlisten anführen. Ihr Lebensstil würde – wie damals – die Klatschpresse beschäftigen: „Sie … kleidet sich extravagant, raucht, kauft Häuser und gibt viel Geld aus. Ihre Großzügigkeit, die Verwandten, Freundinnen und Organisationen zugutekam, wurde selten erwähnt. Das Publikum störte sich an der Negativpresse nicht, solange Burnett es regelmäßig mit neuem Lesestoff versorgte.“ (Fembio)

Copyright-Prozess

Da wundert es nicht, das andere an ihrem Erfolg teilhaben wollten. 1888 wurde ein Theaterstück aufgeführt wurde, das ganze Passagen aus Hodgson Burnetts Buch übernommen hatte. Die Autorin ließ das nicht mit sich machen. Sie strengte einen Prozess an, den sie gewann. „Damit hatte sie das Copyright-Gesetz bekräftigt und erntete dafür großen Beifall bei anderen Autoren und den Dank der Society of British Authors“, so Anna Zamolska.

Das ungewöhnliche Leben dieser produktiven und selbstbewussten Frau verlangt geradezu nach einer Biografie. 1927 veröffentliche ihr Sohn Vivian Burnett eine unter dem Titel „The Romantick Lady“. Allerdings ist diese nur auf Englisch erschienen – so wie viele ihrer Bücher. Wer die Biografie heute kaufen möchte, zahlt bei Amazon übrigens 180 Euro und bei ebay 284 Euro.

Quellen

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