Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Die Weihnachtsgeschichte wird im Lukas-Evangelium erzählt (Lukas 2, 1-20). Fast jeder kennt ihren Wortlaut. Aber wie hätte Rosamunde Pilcher sie erzählt? Oder Thomas Mann?
Verlagsinfo
Wer eineunkonventionelle und kreative Interpretationder biblischen Weihnachtsgeschichte lesen will, sollte zu diesem Buch greifen:Der Satiriker Lorenz Meyer versetzt die Geschichte über die Geburt Jesu in das literarische Setting bekannter Autoren und Autorinnen. Er imitiert ihren Stil und haucht der altbekannten Erzählung mit viel Raffinesse und feinsinnigem Humor neues Leben ein. So wird jede Geschichte zu einer überraschenden Entdeckungsreise, die sowohl die Originalwerke als auch die Weihnachtsgeschichte in einem neuen, unterhaltsamen Licht erscheinen lässt.
Das Buch
24 ist in der Adventszeit eine magische Zahl. Darum versammelt auch dieses Buch 24 Geschichten (die man nicht unbedingt an den 24 Adventstagen lesen muss). Der Ansatz ist ausgesprochen unkonventionell. Hier wird die Weihnachtsgeschichte neu erzählt. Die Idee zu diesem literarischen Experiment entsprang laut Autor Lorenz Meyer einer Mischung aus Ehrfurcht und spielerischer Neugier.
Der Autor
Lorenz Meyer ist Journalist und Medienkritiker (u.a. BILD-Blog) mit einem Herz für Satire. Er hat das Bullshit-Bingo bekannt gemacht (u.a. für den Spiegel) und bei der FAZ „Meyers Berufs-Phrasomat“ bespielt. Außerdem versorgt er namhafte Comedians mit Inhalten für ihre Bühnenprogramme und arbeitete unter anderem für Kurt Krömer, Jan Böhmermann und Extra3. (Info Rowohlt Verlag)
24-mal neu erzählt
Den Anfang macht „Die Dahlmanns“ frei nach Thomas Mann. Maria ist die Tochter des Lübecker Konsuls und Gewürzhändlers Dahlmann, Josef ein Zimmermann, der das Dach des Hauses reparieren soll. In dieser Zeit kommen sich die beiden jungen Leute näher. Wie die Geschichte weiter geht, wissen wir ja. Maria wird schwanger.
Mit einem Blick, in dem sich Enttäuschung und Zorn mischten, trat er [der Konsul] an Marias Bett heran und stellte die brennende Frage: «Hast du dich mit Josef in einer Weise vereinigt, die nur im heiligen Bund der Ehe ihren Platz hat?»
Nein, hatte sie nicht. Der Konsul findet sich damit ab, Jesus wird geboren und experimentiert einige Jahre später mit den Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland. Und was kommt dabei heraus? Eine Leckerei, die sich gut verkauft. Doch seinen Namen möchte der Erfinder nicht dafür nicht hergeben:
„Andere Aufgaben, fernab dieser Heimat und meines bisherigen Wirkens erwarten mich. Und dafür bedarf es meines Namens in all seiner unberührten Reinheit. Nennen wir sie nicht ‹Jesus-Kugeln›. Nennen wir sie lieber ‹Marzipankartoffeln›. Und so geschah es.“
Wern lieber Rosamunde Pilcher liest – bitte sehr: „Das Geheimnis von Heatherfield“ heißt hier die Weihnachtsgeschichte. Bei Simone de Beauvoir dreht sich alles um „Jesa – Die Erlöserin des anderen Geschlechts“ und Wilhelm Busch reimt natürlich:
„Oh hört, was man nicht selten findet
von einem Paar, das sich mit List verbindet
Zum Beispiel dieses, wohlbekannt …“
Astrid Lindgren, Mark Twain, Agatha Christie, Paulo Coelho sind weitere „Autoren“, um einige zu nennen.
Fazit
Die Ergebnisse sind unterschiedlich gelungen, für Literatur-Kenner mit Humor jedoch einmal eine ganz andere Einstimmung auf das Weihnachtsfest.
„Wie Jesus das Lübecker Marzipan erfand“, Lorenz Meyer
224 Seiten, 13 Euro, Rowohlt TB, VÖ 17. September 2024