Ein neues Jahr bricht an. Die Zeit schreitet voran, ob wir wollen oder nicht. Ein neues Jahr auf dem Kalender, ein neues Lebensjahr. Ob wir damit hadern oder ob wir positiv in die Zukunft blicken, das hat auch einen Einfluss darauf, wie wir altern. Den Prozess zu verdrängen, bringt niemanden weiter. Sich aktiv damit auseinandersetzen, schon eher.
Verlagsinfo
Alle wollen alt werden, niemand will alt sein. Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real. Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen? Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben führen? Elke Heidenreich hat sich mit dem Altwerden beschäftigt. Herausgekommen ist dabei ein Buch, wie nur sie es schreiben kann. Persönlich, ehrlich, doch nie gnadenlos, mit einem Wort: lebensklug. Sie denkt über ihr eigenes Leben nach, und das heißt vor allem, über ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Im Alter trägt man die Konsequenzen für alles, was man getan hat. Aber mit ihm kommt auch Gelassenheit, und man begreift: „Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein.“
Glück im Alter – Elke Heidenreich erzählt, wie’s geht
Man sieht es ihr nicht an: Elke Heidenreich ist inzwischen 81 Jahre alt (Jahrgang 1943). Und so ist ihr neuestes Werk ein sehr authentisches Buch. Sie plaudert locker von den Unbilden des Älterwerdens, ohne jedoch zu Jammern. Ihr Credo: Macht man halt alles ein bisschen langsamer. Über den Tod sagt sie:
„[…] meistens denke ich über ihn gar nicht nach, ich bin, wie wir alle, viel zu sehr mit dem Leben beschäftigt, um an den Tod zu denken.“
Ihre Lebensfreude ist deutlich spürbar. Wenn man ihren Instagram-Account verfolgt, stellt man fest, dass sie noch oft auf Lesereise ist. In einem Alter, in dem viele nur noch auf dem Sofa sitzen und fernsehen.
Ebenso beeindruckend ist ihre Belesenheit. Zahlreiche Zitate von bekannten Schriftstellern zu dem Thema Altern machen deutlich, dass dieser Prozess die Menschen bereits im Altertum beschäftigt hat. Das mag manche nerven, ich fand es sehr erhellend, dass bereits vor vielen hundert Jahren die Gedanken über das Älterwerden nicht viel anders waren als heute.
Witzig die Passagen über ihre Tagebücher aus der Jugend, die sich mit Jungengeschichten beschäftigen und dem ewigen Gejammer. „Wie viel sinnlos verschwendete Lebenszeit heulend im Bett“, sagt sie rückblickend. Kommt das zufällig jemanden bekannt vor? Mir ja …
Elke Heidenreich schneidet zahlreiche Themen an. Zum Beispiel Schönheitsoperationen, die für sie ganz und gar nicht infrage kommen (sehr gut!). Sie spart auch das Thema Sexualität im Alter nicht aus.
„Unser Leben ist schließlich keine Generalprobe für irgendwas, das noch kommt. Es IST schon die Sache selbst. Mach was draus.“
Eine klare Einstellung und ein deutlicher Appell.
Übrigens: Der Anfang des Buches hat mich besonders fasziniert. Elke Heidenreich schaut aus zwei verschiedenen Blickwinkeln auf ihr bisheriges Leben. Einmal mit negativer Einstellung, nach dem Motto: „Ich habe mein Leben komplett in den Sand gesetzt.“ Und dann positiv: „Ich hatte ein unfassbar wunderbares Leben.“ Welche Version sie bevorzug – das macht das Buch mehr als deutlich.
Fazit
Ein Buch, das Mut macht für die letzten Jahres des Lebens. Einem an etlichen Stellen ein Schmunzeln entlockt. Und das nachdenklich stimmt.
„Altern“, Elke Heidenreich
112 Seiten, 20 Euro, Hanser Berlin, VÖ 13. Juni 2024
Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank. Meine Meinung hat dies nicht beeinflußt.