Die Chronik der Bücherwelt-Reihe 1 ◼️

Wer Bücher liebt und gerne liest, wird mit Begeisterung in die Bücherwelt von Mary E. Garner reisen. Eine intelligente Fantasy-Reihe, ungemein fesselnd, witzig und spannend. Gleichzeitig macht sie neugierig auf so manchen Literatur-Klassiker. Aber Achtung: Wer damit anfängt, wird Band um Band verschlingen!
Verlagsinfo
Nichts tut die Londonerin Hope Turner lieber, als sich in die Welten ihrer Lieblingsautorin Jane Austen zu träumen. Denn ihr eigenes Leben ist alles andere als spannend und romantisch. Das ändert sich, als sie eines Tages in einer Buchhandlung einen mysteriösen Fremden kennenlernt, der ihr Unglaubliches offenbart: Es gibt eine Welt der Bücher, in der die Romanfiguren ein Eigenleben führen. Doch sie ist in Gefahr, und nur Hope kann sie retten! (Verlagsinfo)
Das Buch
Einmal Mr. Darcy auf Pemberly (aus „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen) begegnen. Oder mit Ritter Lancelot an der Tafelrunde sitzen. Wer von uns hat sich nicht schon einmal vorgestellt, seinen Lieblings-Buchfiguren leibhaftig kennenzulernen? Für Hope Turner wird das Wirklichkeit.

„Der erste Blick auf Pemberly hielt, was ich mir davon versprochen hatte! Es war grandios. Und genau so, wie ich es mir immer erträumt hatte. Im Wasser des Sees an seiner Frontseite spiegelte sich der klarblaue Himmel, über den vereinzelt weiße Wattewölkchen zogen. Trauerweiden ließen ihre Zweige übers Ufer streichen und boten dem Anblick des Gebäudes einen würdigen Rahmen. Es war aus hellem Sandstein gebaut, wies auf fünf oder sechs Etagen wahrscheinlich Hunderte von in der Sonne blitzenden Fenstern auf, und Dutzende von großen und kleinen Treppen führten mit großzügigem Schwung zu unterschiedlichen Terrassen und Aussichtsplätzen.“ Hope in „Der erste Federstrich“
Allerdings ist Pemberly nicht nur ein herrschaftlicher Landsitz, sondern auch eine Zentrale der besonderen Art, ein buchneutrales Zentrum zwischen allen literarischen Werken, früher »Plotpoint« genannt (wie die Autorin im angehängten Glossar erklärt). Hier treffen Buchwelt und reale Welt aufeinander. Den Ausdruck „reale Welt“ finden Lancelot, Lassie und Co. allerdings nicht passend. Doch das ist die Heimat von Hope, in der ein besonderes Talent schlummert.
Jane Austen
> Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 in Steventon, Hampshire, geboren und starb am 18. Juli 1817 nach kurzer, schwerer Krankheit. Aus Anlass des 250. Geburtstages sind 2025 Feierlichkeiten und zahlreiche Neuauflagen geplant.
> Pemberley ist das fiktive Landgut von Fitzwilliam Darcy, dem männlichen Protagonisten in Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“ aus dem Jahr 1813. Es befindet sich in der Nähe der fiktiven Stadt Lambton.
> Beschreibung in Jane Austen Roman: „Es war ein großes, schönes Steingebäude, das auf einer Anhöhe stand und von einer Reihe hoher, bewaldeter Hügel umgeben war. Davor war ein Bach von einiger natürlicher Bedeutung, der größer wurde, aber nicht künstlich wirkte.“
Etliche Menschen verfügen in dieser Bücherwelt über spezielle Fähigkeiten. Ihre Namen geben einen Hinweis darauf: Turner (Verwandler) und Walker (Wanderer) zum Beispiel. Und es gibt Skizzen, das sind Protagonisten, deren Geschichte zwar begonnen, aber noch nicht beendet wurde. Sie sind durchsichtig wie ein Gespenst und können in jede beliebige Buchwelt tauchen. Diese Vielzahl der Figuren und die hochkomplexe Funktionsweise der Bücherwelt machen das Buch zu einem Fantasy-Roman der Extraklasse (und ein Glossar am Ende durchaus notwendig).
Es sind diese „sprechenden“ Namen sowie die vielen literarischen Figuren und Anspielungen, die faszinieren. So tritt zum Beispiel Frau Holle auf, hier „M“ genannt und Leiterin der Zentrale. Wer dabei James Bond denken muss, liegt nicht falsch. Bambi aus Felix Saltens Waldgeschichte, Alice mit der Grinsekatze und Anne Karenina (Tolstoi) tauchen ebenfalls auf. Ich bin dadurch neugierig auf so manches Werk geworden.
Die Autorin
Mary E. Garner ist das Pseudonym von Mirjam Müntefering
Sie sagt über sich: "Meine Stories sind breit aufgestellt. Ich konnte und wollte mich nicht festlegen, denn Geschichten gibt es überall. Und so gibt es aus meiner Feder Liebesromane, Entwicklungsromane, Selbstfindungsromane, Abenteuergeschichten und Ermittlungsromane für Menschen zwischen 8 und 110 Jahren. Auch in verschiedenen Genres bin ich unterwegs.
Auf diese Weise entstanden meine Pseudonyme:
Als Mary E. Garner schreibe ich Fantasy.
Als Lotte Grünewald schreibe ich historische Sagas.
Als Mirjam Munter schreibe ich Cosykrimis mit Charme und Witz.
Unter Pippa Watson und Rosie Adams gibt es von mir Romance in Südengland
Ebenfalls großartig: Das Cover. Es stammt von Alexander Kopainski. Im Hintergrund ist jeweils die Silhouette von London zu sehen, wo Hope und ihre Mutter leben und der magische Buchladen zu finden ist, durch den die Bücherwelt betreten werden kann. Die Farben jedoch wechseln, ebenso wie die Personen und ihre Haltung. Das ist fantastisch im doppelten Wortsinne.
Auch die Untertitel der jeweiligen Bücher passen zum Thema: Vom „ersten Federstrich“ über „zwischen den Seiten“ bis zum „letzten Federstrich“. Das ist wesentlich einfallsreicher als viele andere Buchtitel.
Fazit
Ein großartiges Buch, eine fantastische Serie. Aber Achtung: Das Buch endet mit einem Cliffhanger der Extraklasse. Danach benötigt man unbedingt Band 2 der Serie.
„Das Buch der gelöschten Wörter. Der erste Federstrich“, Mary E. Garner
416 Seiten, 15 Euro, BasteiLübbe, VÖ 30. April 2020
Selbst gekauft durch Kindle unlimited