Rezension – Catrin George Ponciano: 111 Orte an der Algarve …

… die man gesehen haben muss ◼️

Bewertung: 5 von 5.

Wenn man mehr erfahren will als nur Infos über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an der Algarve, dann hält man mit diesem Buch genau das richtige Werk in Händen. Es sind keine schnell zu konsumierenden Tipps. Wer sich Zeit nimmt, liest man von höchst interessanten Dingen.

Verlagsinfo

Die Algarve ist anders. An der Küste des ehemaligen Königreiches der Algarven weht der Wind heftiger, wird der Sommer heißer, werden die Kohlköpfe größer, die Früchte schneller reif und munden die gegrillten Sardinen besser als sonst wo im Land. Die Menschen sind vereinnahmend offenherzig, manchmal aufmüpfig trotzig oder wehmütig still, meistens jedoch lachen sie laut und gern und sind dennoch durch und durch traditionsbewusst. Eine Reise in die Algarve führt Sie durch eine Zeitenmembran fort von der mitteleuropäischen Dauerbeschleunigung hin zur für Algarven typischen Gelassenheit, der kaum jemand wiederstehen kann. Landeinwärts tickt die Uhr anders als an der Küste.

Das Buch

Algarve ist nicht gleich Algarve. Das Hinterland wird nur von wenigen Urlaubern angesteuert, ist touristisch nicht überlaufen. Die westliche Fels-Algarve ist bei Surfern beliebt und Fotos der steinigen Formationen fehlen in keinem Reiseführer. Die östliche Sand-Algarve ist lieblicher und auch noch ruhiger. 

Das große Plus dieses Buches: Es listet nicht die gängigen Sehenswürdigkeiten auf, die in den meisten Reiseführern zu finden sind. Zum Beispiel ist der Ort Vila Nova de Cacela enthalten, in dem ich lebe. Ein unspektakulärer Ort, den man nur in wenigen Führern finden wird. Denn eigentlich gibt es nicht Besonderes zu sehen (im Gegensatz zum nicht weit entfernten Cacela Vehla). Dennoch findet man ihn erwähnt – denn auf dem Ortsplatz, dem Largo de Manuel Cabans, steht ein Denkmal. Es zeigt einen Mann, von dem wohl die wenigsten Nicht-Portugiesen je etwas gehört haben. Und wenn man Google auf Deutsch suchen lässt, sind die Antworten auch nicht befriedigend. Aber Catrin George Ponciano weiß, was es mit ihm auf sich hat.

Manuel dos Santos Cabanas
… war ein ehemaliger Großmeister der ältesten Freimaurerloge Portugals, der »Grande Oriente Lusitano«, und Sohn eines Kleinbauern aus Vila Nova de Cacela im Landkreis Vila Real de Santo António. Bereits als junger Mann bekämpfte er die aufkeimende Diktatur in Portugal. Als er in einer Kaserne Nahrungsmittel für Bedürftige stehlen wollte, wurde Cabanas das erste Mal verhaftet, aber er hörte nicht auf, mit Worten und mit Taten gegen die während der Diktatur herrschenden sozialen Missstände aufzubegehren. Seine Delikte reichten zwar jedes Mal aus, um ihn für einige Tage zu inhaftieren, aber nicht, um ihn dauerhaft einzusperren.

Dies ist nur ein Beispiel für die viele Hintergründe, die die Autorin vermittelt und die man wohl in kaum einem anderen (deutschen) Buch finden wird.

Die Markthallen von Olhão sollte man unbedingt besuchen.

Wer nachschaut, was Olhão zu bieten hat, findet für gewöhnlich an erster Stelle einen Hinweis auf die Markthallen. Die sind auch besuchenswert. In diesem Buch sind sie jedoch nur eine Randnotiz zum Tipp Nummer 74, der Gezeitenmühle, die sich in der Nähe des Orts findet. Das es so etwas gibt, von den Gezeiten angetriebene Mühlen, war mir völlig neu. Also wieder eine Wissenslücke geschlossen. Außerdem weiß ich nun, was es mit der weiblichen Bronzefigur Floripes gegenüber der Markthallen auf sich hat.

Die Autorin
Catrin George Ponciano kam vor einigen Jahren nach Portugal und ist hier verheiratet. Da sie hier das ganze Jahr lebt, kennt sie Land und Leute besser, als mancher „nur“-Reisende.
Die ehemalige Küchenchefin wurde 1967 in Bielefeld geboren und wagte in Portugal einen zweiten Neuanfang als Autorin. Seit 1999 ist sie in Portugal und arbeitet als freiberufliche Journalistin und Schriftstellerin. Mit ihrem Mann lebt sie in der Nähe von Portimao.

Geografie

Die Orte sind alphabetisch sortiert – das ist manchmal ein bisschen anstrengend, aber so sind alle Bücher der Emons-Serie „111 Orte“ aufgebaut, vor allem, wenn man geografisch vorgehen will – wenn man, so wie ich, von Osten Richtung Westen sucht, da wir nur wenige Kilometer von der spanischen Grenze entfernt wohnen. Aber dafür sind die Karten im hinteren Buchteil sehr hilfreich.

Fazit

Wer Informationen abseits der touristischen Hauptsehenswürdigkeiten sucht, ist mit der „111-Orte-Reihe“ des Emons Verlags gut bedient, und ganz besonders mit diesem Buch. Die Fotografien überzeugen allerdings nicht immer. Doch da der Informationsgehalt  außergewöhnlich ist: Fünf Sterne.

Sabine Sopha und Wolfgang Henze sind Worldwideontour. Hier am Leuchtturm von Cabo de São San Vincente.

Wir sind neugierig geworden

… aus diesem Grund werden mein Partner und ich zahlreiche der Orte aus dem Buch besuchen – und sie auf unserem Reiseblog www.worldwideontour.de vorstellen. Noch ist es nicht so weit, vielleicht schaut ihr ab und zu mal vorbei.

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