António Aleixo: Vom Weber zum Dichter der Algarve

Literatur aus Portugal: António Aleixo, geboren 18. Februar 1899, gestorben 16. November 1949 ▪️

Die Bilder zeigen ein Denkmal, das die Stadt Loulé dem Dichter in Anlehnung an das Monument für Fernando Pessoa in Lissabon gewidmet hat. Der Dichtert sitzt am Kaffeehaustisch vor dem Café Calcinha, das 1929 eröffnete und zu António Aleixos Stammcafé wurde. Daneben die Kopie einer Gedicht-Niederschrift und ein zeitgenössisches Foto des Dichters. Fotos: Henrietta Bilawer

António Aleixo wurde 1899 in der Gemeinde São Clemente, die zu Vila Real de Santo António gehört, als Sohn des Webers José Fernandes Aleixo und seiner Frau Isabel Maria Casimiro geboren. Seine Schriftsteller-Vita entwickelte sich sehr ungewöhnlich. Zunächst übte er viele, allesamt literaturferne Berufe aus, war Weber wie sein Vater, arbeitete dann unter anderem als Polizist, Viehhirte (ein in die USA ausgewanderter Verwandter hatte ein wenig Geld geschickt, mit dem sich die Familie ein paar Ziegen kaufen konnte), Losverkäufer und einfacher Soldat. Als Emigrant in Frankreich arbeitete er einige Jahre als Maurergehilfe. 

Nur eine rudimentäre Schulbildung

Wie die meisten Kinder seiner Generation, die in armen, abgelegenen Gegenden aufwuchs, hatte António Aleixo nur eine sehr rudimentäre Schulbildung. Er hatte zwar das Lesen erlernt (und setzte viel daran, an Bücher zu kommen), konnte aber praktisch nicht schreiben. Jedoch fiel sein Talent bereits im zweiten Schuljahr auf, als der kleine António an seinem Wohnort bei den ‘Janeiras’ (vergleichbar mit den Sternsingern) mitwirkte. Im Lauf seines Lebens erwarb er autodidaktisch weiteres Wissen. Dabei unterstützte ihn ein Lehrer, dem er anfangs seine Verse diktierte und der ihm bei der Veröffentlichung half.

Fähigkeit zur Improvisation

Seine Gedichte waren „prägnanter und origineller Ausdruck einer bitteren Philosophie, die in der gnadenlosen Schule des Lebens gelernt wurde“, schrieb ein Kritiker. Entsprechend sind die Motive und Themen, die ihn inspirierten, sehr vielfältig. Seine Fähigkeit zur Improvisation und seine Vision von der Welt sind bezeichnend für sein Werk. 

António Aleixo dichtete und improvisierte in vielen verschiedenen Situationen. Was er (oft sehr spontan) reimte, brachte er gelegentlich bei Festen und ‘feiras’ in der Algarve auch musikalisch begleitet zu Gehör, sang oder rezitierte auf Dorffesten, mal dichtete er auf Bitten von Freunden, mal blieb er nüchtern beschreibend, mal karikierte er. Die Form seiner Verse ist schlicht, das Konzept und das Vokabular jedoch sehr präzise. Er verfasste auch einige Theaterstücke, durch die er mit dem nordportugiesischen Arzt und Dichter Miguel Torga in Kontakt kam. 

Gedichte

• “𝑄𝑢𝑎𝑛𝑑𝑜 𝑒𝑚 𝑚𝑖𝑚 𝑝𝑒𝑛𝑠𝑜 𝑐𝑜𝑚 𝑐𝑎𝑙𝑚𝑎
𝐸 𝑚𝑒 𝑐𝑜𝑚𝑝𝑟𝑒𝑒𝑛𝑑𝑜 𝑚𝑒𝑙ℎ𝑜𝑟
𝐵𝑒𝑚 𝑚𝑒𝑟𝑒𝑐𝑖𝑎 𝑞𝑢𝑒 𝑎 𝑚𝑖𝑛ℎ𝑎 𝑎𝑙𝑚𝑎
𝑇𝑖𝑣𝑒𝑠𝑠𝑒 𝑢𝑚 𝑐𝑜𝑟𝑝𝑜 𝑚𝑎𝑖𝑜𝑟.”

–  "Wenn ich in Ruhe über mich nachdenke
Und mich besser verstehe
So wäre es wohlverdient,
Wenn meine Seele einen größeren Körper hätte."

• “𝑆𝑒 𝑡𝑒 𝑐𝑒𝑛𝑠𝑢𝑟𝑎𝑚, 𝑒𝑠𝑡𝑎́𝑠 𝑏𝑒𝑚,
𝑃’𝑟𝑎 𝑞𝑢𝑒 𝑎 𝑠𝑜𝑟𝑡𝑒 𝑡𝑒 𝑝𝑒𝑟𝑑𝑢𝑟𝑒;
𝑀𝑎𝑙 𝑑𝑒 𝑡𝑖 𝑞𝑢𝑎𝑛𝑑𝑜 𝑛𝑖𝑛𝑔𝑢𝑒́𝑚
𝑇𝑒 𝑖𝑛𝑣𝑒𝑗𝑒 𝑛𝑒𝑚 𝑡𝑒 𝑐𝑒𝑛𝑠𝑢𝑟𝑒!”

–  "Wenn sie dich tadeln, dann geht’s dir gut,
Auf dass das Glück dir lange treu bleibe,
Schlimm wird’s für dich, wenn niemand
Dich beneidet oder tadelt."

Zahlreiche Straßen sind nach ihm benannt

Am 16. November 1949 starb António Aleixo in Loulé mit nur 50 Jahren an den Folgen einer langjährigen Tuberkulose-Erkrankung. Zahlreiche Straßen in der Algarve und eine Schule in Portimão sind nach dem Dichter benannt, aber auch Orte und Institutionen in anderen Landesteilen. Sein Enkel Vítor Aleixo ist heute Bürgermeister von Loulé; auch darüber hinaus gibt es in der Region noch viele Nachfahren der Familie, aus der der Dichter stammte, wie das Video oben zeigt.

• “𝐴 𝑣𝑖𝑑𝑎 𝑒́ 𝑢𝑚𝑎 𝑟𝑖𝑏𝑒𝑖𝑟𝑎;
𝐶𝑎𝑖́ 𝑛𝑒𝑙𝑎, 𝑖𝑛𝑓𝑒𝑙𝑖𝑧𝑚𝑒𝑛𝑡𝑒…
𝐻𝑜𝑗𝑒 𝑣𝑜𝑢, 𝑞𝑢𝑒𝑖𝑟𝑎 𝑜𝑢 𝑛𝑎̃𝑜 𝑞𝑢𝑒𝑖𝑟𝑎,
𝐴𝑜𝑠 𝑡𝑟𝑎𝑚𝑏𝑜𝑙ℎ𝑜̃𝑒𝑠 𝑛𝑎 𝑐𝑜𝑟𝑟𝑒𝑛𝑡𝑒.”

–  "Das Leben ist ein Fluss;
Unglücklicherweise bin ich hineingefallen…
Heute folge ich, ob ich will oder nicht, 
Der wild stürzenden Strömung."

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