Rezension – Micaela Jary: Die Lindenterrasse

Ein Juwel am Elbstrand ◾️

Bewertung: 4 von 5.

Die Lage macht das Louis C. Jacob zu einem besonderen Ort. Direkt am Elbhang, mit Blick auf Fluss und Schiffe, kann man hier unter Linden speisen oder seinen Kaffee trinken. Die Lindenterrasse hat Max Liebermann in Gemälden verewigt. Das Haus ist ein Hotel und Restaurant von internationalem Rang. Den Grundstein legte Daniel Louis Jacques, ein Franzose, der 1790 vor der Revolution nach Hamburg geflüchtet war. Wie es dazu kommen konnte, erzählt Micaela Jary. 

Verlagsinfo

Nienstedten bei Hamburg 1790: Tradition trifft auf Revolution, Liebe auf Vernunft. Ein Unglück nimmt Maria Burmester den Ehemann und ihren Kindern den Vater. Trotz der ererbten Schulden möchte sie die Konditorei am Hochufer der Elbe behalten, doch ein Konkurrent bedrängt sie und schreckt dabei nicht vor Erpressung und Tätlichkeiten zurück. Da bietet ihr der reiche Hamburger Kaufmann Joachim Graaf einen Kredit an, wenn sie ein Fest für seine Angebetete ausrichtet. 

Das Buch

Hotel und Restaurant Louis C. Jacob können auf eine mehr als 230jährige Geschichte blicken. Alles begann 1790 zu Zeiten der Französischen Revolution, als der französische Landschaftsgärtner Daniel Louis Jacques in die Hansestadt kam. In Hamburg herrschte Aufbruchstimmung. Selbst unter den hanseatischen Kaufleuten waren etliche den Ideen der Revolution zugetan. Den damaligen Zeitgeist zu spiegeln, macht den Roman sehr interessant. Denn darüber habe ich in historischen Romanen bisher nur wenig gelesen.

Im Nachwort finden sich etliche interessante Anmerkungen, die bei der Einordnung der fiktiven Schilderungen helfen (>> mehr dazu habe ich HIER zusammengetragen). Maria Burmester ist eine historisch verbürgte Person. Bekannt ist auch, dass Daniel Louis Jacques nach Hamburg kam, um einen Park für den Kaufmann Peter Godeffroy anzulegen. Ebenso wie sein Kauf des Nienstedter Hauses und die Heirat mit der Witwe.

Der Kern des Romans von Micaela Jary ist die Beziehung zwischen der Witwe Maria Burmester und dem französischen Gärtner. 

„Ob die beiden sich so kennengelernt haben und verliebten wie im Roman beschrieben, kann ich nur vermuten, diese Geschichte ist eigentlich ein Produkt meiner Phantasie, aber sehr um Authentizität bemüht. Tatsache ist, dass Daniel in jenem Sommer wohl nach Nienstedten kam und später den Hof erwarb, bevor er Maria lange vor Ende des Trauerjahrs heiratete (was manchen Biographen bis heute aufregt).“ Micaela Jary im Nachwort

Natürlich galten damals andere Konventionen, konnten die beiden nicht so ohne weiteres öffentlich miteinander reden oder spazieren gehen. Und natürlich musste die Autorin gerade diesen Aspekt mit ihrer Fantasie füllen. Das ewige Zaudern von Maria Burmester hat mich dennoch genervt.

Dramatisch ist die Beziehung von Joachim Graaf zu der verheirateten Emilia von Wedekind. Wer nun meint, dass kann es ja gar nicht gegeben haben ebenso wie die Scheidung, der irrt:

„Der Kaufmann und Mäzen Joachim Graaf ist vage an die Person von Caspar Voght angelehnt, den ursprünglichen Eigentümer des berühmten Landguts an der Elbe. Voghts große Liebe zu der verheirateten Magdalena Pauli war die Vorlage zu Emilia von Wedekinds Geschichte, obwohl die realen Personen weit weniger dramatisch bedroht wurden.“

Übrigens: Daniel Louis Jacques hat seinen Namen später eingedeutscht zu Louis C. Jacob. Wofür das C. in seinem deutschen Namen stand, habe ich nicht herausgefunden.

Fazit

Der historische Hintergrund ist der große Pluspunkt des Romans. Toll auch, dass im Anhang Rezepte wie Schwarzbrottorte und Krebsbutter vorgestellt werden. Die Hauptperson Maria Burmester konnte mich allerdings nicht überzeugen. In diesem Fall kann ich das Hörbuch empfehlen. Durch die wohlklingende Stimme von Tanja Fornaro erhält die Geschichte einen besonderen Reiz. 

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